­Serien, die sich im Setting Schule fortbewegen, werden am laufenden Band produziert – eine Erfolgsgeschichte, wie sie im vergangenen Jahr Quinta Brunson gelang, ist aber selbst im Goldenen Zeitalter des Fernsehens eine Seltenheit. Mit der Workplace-Comedy "Abbott Elementary" eroberte die ehemals beim Klatsch-Portal "BuzzFeed" angestellte Afroamerikanerin die Herzen des Publikums im Sturm. Was folgte, war ein phänomenaler Preisregen bei den Emmys und den Golden Globes.

Das Konzept der Sitcom ist rasch geklärt: Im Stile einer Mockumentary á la "The Office" wird das alltägliche Innenleben einer fiktiven Grundschule in Philadelphia beobachtet. Genau gesagt handelt es sich um eine Schule des öffentlichen Sektors, die in den USA bekanntermaßen unzureichend finanziert wird und sich mit überfüllten Klassenzimmern herumschlagen muss. Keine glückliche Mischung, wie die Serie ohne Wenn und Aber veranschaulicht.

In Staffel 2 setzt man erfolgreich fort, wo zuletzt aufgehört wurde. Zusätzlich zu den beruflichen Hürden stellen sich nun auch private Probleme in den Weg. Protagonistin Janine (Serienschöpferin Brunson) hat nach einer schmerzhaften Trennung damit zu kämpfen, die monatliche Miete zu begleichen. Ein Hindernis, das nicht mal der hoffnungslose Optimismus der jungen Lehrerin zu kaschieren vermag.

Erneut schafft es die Serie, ernste, nachvollziehbare Thematiken mit einer verspielten Prise Leichtigkeit zu servieren – ohne diese aber ins Lächerliche zu ziehen. Man scheut sich nicht davor, die vielen Baustellen des öffentlichen Schulsystems zu entlarven, selbst im vermeintlich einengenden Korsett der Komödie. Denn in erster Linie bleibt "Abbott Elementary" trotz messerscharfer satirischer Angriffe eben das: eine Comedy-Serie. Und als solche weiß auch Staffel 2 wunderbar zu unterhalten. Zu verdanken ist das abermals einem bunten Figurenkabinett, das zwischen liebenswert, tollpatschig und peinlich changiert. Ob ein stoischer Eigenbrötler (der ehemalige "Alle hassen Chris"-Star Tyler James Williams blüht auf), eine strenggläubige Christin mit Herz aus Gold (zu Recht mit dem Emmy gekürt: Sheryl Lee Ralph) oder eine hyperaktive Rektorin, die aktuellen Internettrends mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihrem Job (Janelle James: urkomisch): Ein jeder trägt mit seinen wunderbaren Eigenheiten zur temporeichen Situationskomik bei. Im Laufe der Serie lernt man sogar, individuelle Macken zu akzeptieren und zu zelebrieren, anstatt sich für diese zu schämen.

Gepaart mit intelligentem, teils ultraspezifischem Wortwitz und ungezwungener Diversity macht all das "Abbott Elementary" nicht nur zu einem Juwel im modernen Sitcom-Sektor, sondern zu einer Serie mit waschechtem Kultpotenzial. Staffel 3 darf gerne kommen.

Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)

Die Serie "Abbott Elementary" ist auf Disney+ zu sehen