Seit 1988 lehrt der 35-jährige Chucky als wohl bekanntester Vertreter der Killerpuppen-Fraktion Kindern auf der gesamten Welt das Fürchten. Sieben Hauptfilme und ein halbgeglücktes Remake später hat sich der latzhosentragende Rotschopf noch längst nicht ausgemetzelt. Weiterhin steht die Marke unter der Aufsicht von Don Mancini, der einst den Mythos um die mordende Puppe ins Leben gerufen hatte – ein ungewöhnlicher Umstand im Franchise-Horror. Abseits von all dem Slasher-Spaß hat Mancini, selbst ein stolzer Anhänger der LGBTQ+-Bewegung, über die Jahre vermehrt seine queere Identität ins Franchise mit einfließen lassen. So wurde die Reihe – mal mehr, mal weniger unterschwellig – um Fragen nach der Identität und Sexualität erweitert. Eine Tradition, die seit Kurzem im TV-Format fortgeführt wird.

In Staffel zwei der "Chucky"-Serie treibt die vom Serienkiller Charles Lee Ray besessene Horrorpuppe (immer noch großartig makabre Sprüche parat: Originalsprecher Brad Dourif) erneut ihr Unwesen – und das gleich in mehrfacher Ausführung. Auf ein dreiköpfiges Jugendgespann hat er es abgesehen, das bereits in der geglückten Auftaktstaffel ins Visier des Miniaturkillers geraten war. Dabei hat Teenager Jake (Zackary Arthur) die Puppe im Zuge eines Flohmarktverkaufs ja ursprünglich nur für ein Kunstprojekt erwerben wollen. Nachdem Chucky den lange gepiesackten Schüler für ein paar Folgen gekonnt um den Finger wickeln konnte, hat sich das Blatt stark gewendet. Indes befindet er sich auf der Flucht, in ständiger Angst, doch auch niedergemetzelt zu werden. Rückendeckung erhält der ehemalige Außenseiter von seinem festen Freund, dem True-Crime-vernarrten Devon (Björgvin Arnarson), und der früheren Schulmobberin Lexy (Alyvia Alyn Lind). Dass sie es diesmal aber mit mehr als nur einem Chucky zu tun bekommen, ahnt die Gruppe noch nicht.

Ausgefallene Metzeleien, flotte Sprüche, herzzerbrechender Teenie-Kitsch: Nahtlos schließen Mancini und sein kreatives Team an die Qualitäten der Vorgängerstaffel an. Neben den vorprogrammierten Blutbädern ist abermals der Coming-of-Age-Aspekt die große Stärke der Serie. Kaum eine andere Genre-Serie der vergangenen Jahre hat Themen wie Selbstfindung, Traumabewältigung und erste Liebe derart offen, ehrlich und aufrichtig ins Narrativ verwoben. Und dabei findet "Chucky" trotzdem auch genügend Zeit, über Rückblenden den Mythos der titelgebenden Killerpuppe und dem Menschen dahinter weiter auszubauen. Auftritte altbekannter Figuren der Reihe sorgen für amüsanten Fanservice zwischendurch. Die Grundessenz bleibt erhalten, wurde aber adäquat in ein modernes, zeitgemäßes Kostüm gesteckt – genauso lässt sich ein Kultfranchise eben erfolgreich ins 21. Jahrhundert transportieren. Diese Puppe darf gerne noch viele Jahre weitermorden.

Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)

Die zweite Staffel von Chucky ist auf Sky zu sehen.