Das 21. Jahrhundert gilt gemeinhin als das goldene Zeitalter des Fernsehens, gleichzeitig aber auch als ein Zeitalter der lauwarmen Neuaufgüsse. Seit einer Weile reitet Hollywood erfolgreich die Nostalgiewelle. Ein Trend, der auch an der Welt des Fernsehens nicht spurenlos vorbeigegangen ist. Kultserien aus längst vergangenen Zeiten werden aus der Mottenkiste gekramt und Jahre nach der ursprünglichen Ausstrahlung fortgeführt oder neu interpretiert: mal mit Originalbesetzung („Fuller House"), mal in deutlich ernsterer Verpackung („Der Prinz von Bel-Air"). „Modern Family"-Macher Steven Levitan hat es sich in seiner neuen Serie mit dem passenden Titel „Reboot" zur Aufgabe gemacht, dieses allgegenwärtige Phänomen auf die Schippe zu nehmen – mit überaus unterhaltsamen Resultaten.

In den frühen 2000ern war die (fikitve) Familensitcom „Step Right Up" ein wahrer Quotengarant. Was würde also dagegen sprechen, die Serie für ein modernes Publikum neu aufzulegen? Als Indie-Filmemacherin Hannah (Rachel Bloom), dem US-Streamingdienst HULU ein zeitgemäßes und thematisch seriöseres Reboot vorschlägt, lässt die Umsetzung der Idee nicht lange auf sich warten. Für die fünfköpfigge Originalbesetzung rund um gescheiterte Filmstars (Keegan-Michael Key), vorbestrafte Stand-Up-Komiker („Jackass"-Star Johnny Knoxville) und Ex-Gattinnen von skandinavischen Herzogen (Judy Greer) ist es das Rückfahrticket in eine Industrie, die sie einst kalt fallen gelassen hatte. Am Set zeigt sich aber schnell: die Fernsehlandschaft hat sich seit damals sichtlich verändert.

Ein Konzept, das in falschen Händen leicht nach hinten hätte losgehen können, erweist sich als ein echter Glückstreffer. Gespickt mit selbstironischem Meta-Humor wird die Wiederverwertungskultur der zeitgenössischen Unterhaltungsindustrie gleichermaßen urkomisch und pfiffig auseinandergenommen. Haarscharfe Beobachtungen zu widersprüchlichen Streaming-Algorithmen, tristen Schicksalen abgehalfterter Kinderstars und Geschlechterquoten im Autorenzimmer machen die Serie zum vielschichtigen Sehvergnügen. Die sichtlich spielfreudige Darstellerriege ist das Tüpfelchen auf dem I. Ironischerweise erweist sich ausgerechnet eine Sitcom über Ideenlosigkeit und fehlende Originaliät, als einer der frischesten Neuentdeckungen am Comedy-Himmel. Man darf nur hoffen, dass das Niveau für kommende Staffeln gehalten werden kann.

Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)

„Reboot“ auf Disney+