Wie praktisch, den Sinn ihres Lebens hat Bess schon gefunden, es ist die Musik. Doch so einfach macht es einem das Leben dann doch nicht: Sie scheitert daran, ihre eigenen Werke unter die Leute zu bringen. Stattdessen covert sie 1980er-Jahre-Klassiker, sie gibt Unterricht, sie singt mit Straßenmusikern, sie singt im Chor und im Altersheim, sie ist jede Minute ihres Lebens von Musik umgeben – was den musicalartigen Charakter der Serie „Little Voice“ (Apple TV+) ausmacht.

Man flaniert an der Seite von Bess durch New York und trifft auf eine sympathische Truppe: Da wäre etwa ihr autistischer Bruder Louie, ein wandelndes Broadway- und Musicallexikon oder ihre Mitbewohnerin Prisha, die in einer Frauen-Mariachi-Band spielt. „Little Voice“ ist jedoch alles andere als ein kitschiges Musical-Märchen, sondern eine beschwingte Serie, die mit vielen Ecken und Kanten, Hoffnung und Träumen operiert.

Eine Serie, die auch eine Antwort auf gesellschaftliche Umbrüche ist: Diversität sollte eigentlich die normalste Sache der Welt sein. Das ist auch die große Stärke der Produktionen von Apple TV+: mit hochwertigen Serien Aktualität abbilden. Davon gerne mehr. Und ach ja, J. J. Abrams hat einen Hang zu verträumt-vertrackten Charakteren, kein Wunder, dass er bei "Little Voice" als Produzent auftritt. Auf einen märchenhaft beschwingten Sommer mit viel Musik – man wird ja wohl noch träumen dürfen!