Da steht er mit seinem leeren Logbuch in der Hand, aber das, was da rein soll, das haben längst andere für ihn definiert: seine Heldengeschichten. Doch davor hat Klaus Hoffmann (Rick Okon), Sohn eines legendären U-Boot-Kapitäns, noch einen anderen Weg. Er, der auf dem Sprung zur großen Karriere ist, muss noch bei einem vorbeischauen, der seinen letzten Weg geht: ein Besatzungsmitglied eines U-Bootes und Deserteur. Dass der zum Tod verurteilt ist, hat er auch einer Aussage Hoffmanns vor Gericht zu verdanken. Der will zwar das Ruder noch rumreißen, die Exekution verhindern, doch der am Hebel sitzende Offizier erteilt ihm einen Rat, wie man so eine emotionale Wankelmütigkeit zu umschiffen hat: „Das Schlüsselelement ist Unerbittlichkeit sich selbst gegenüber.“ Schon in der ersten halben Stunde der neuen Sky-Serie

„Das Boot“ wird klar: Ihre Protagonisten lernen auf die harte Tour. Lektion 1: Du bist zwar blutjung, aber schon reif für die Schlachtbank. Lektion 2: Dieser Weg wird kein leichter sein. Das gilt auch für Simone Strasser (Vicky Krieps), Übersetzerin aus dem Elsass. Für die einen die ewige Deutsche, für die anderen die ewige Französin. Und dann kommt Hitler und du gehörst endlich wo dazu. Für Strasser und Hoffmann ist La Rochelle, der U-Boot-Hafen der Deutschen in Frankreich, der Beginn einer Entwicklung: Er besteigt die U 612, sie wird Zeugin, wie ihr eigenes bisheriges Weltbild ins Wanken gerät. Und wir alle wissen: Wenn einmal der Riss drinnen ist, dann dringt langsam Wasser ein. Und es tropft und tropft und tropft.

Simone Strasser (Vicky Krieps)
Simone Strasser (Vicky Krieps) © (c) Sky Deutschland AG und Sky Deut (© NIK KONIETZNY)

Folge für Folge verdichtet Regisseur Andreas Prochaska die beiden Handlungsstränge am U-Boot und an Land. Er lässt seine Protagonisten zwischen Skepsis und Siegeswillen taumeln. Schon von Beginn an wirkt das, was im Film Jürgen Prochnow in seiner Rolle als Kapitän einst prognostiziert hat: „Jetzt wird es psychologisch, meine Herren.“ Das trieft auf der U 612 aus allen Poren.

Die unerbittliche Härte, mit der die Crew von Beginn an gegen sich selbst und gegeneinander kämpft, zeigt die tiefen Gräben, die der Krieg bereits gezogen hat. Je öfter das U-Boot ohne Feindkontakt abtaucht, desto schneller steigt die Verbitterung auf wie eine Autoimmunkrankheit. Von Beginn an hakt es zwischen dem Kapitän und seinem Vize Karl Tennstedt (August Wittgenstein): Zwei Menschen auf einem Quadratmeter, aber es trennen sie Welten. Es gilt die Devise: Woran auch immer du dich auf einem U-Boot festhalten willst, an der Menschlichkeit wohl kaum.

Kapitän und erster Offizier im Dauerclinch
Kapitän und erster Offizier im Dauerclinch © (c) Sky Deutschland AG und Sky Deut (© NIK KONIETZNY)

Luftiger, aber nicht weniger dicht die Handlung an Land: der erstarkende Widerstand in La Rochelle. Die beiden Hauptdrehbuchautoren Tony Saint und Johannes W. Betz haben hier starke Frauenrollen geschrieben, darunter Lizzy Caplan in der Rolle der Carla Monroe, Anführerin des Widerstands. Nicht nur deshalb ist die Serie eine sehenswerte Weiterentwicklung des Themas. Vor allem eine Erkenntnis taucht deutlich aus den Untiefen des Gemetzels auf: Im Krieg, da gibt es nur Verlierer.

„Das Boot“, ab heute auf Sky.