1. Am 19. Jänner hätte Patricia Highsmith ihren 100. Geburtstag gefeiert. Es ist zu hoffen, dass wenigstens einige Fernsehsender die Grande Dame des literarischen Krimis würdigen werden. Die schönsten Highsmith-Verfilmungen heißen „Der amerikanische Freund“ (von Wim Wenders) und „Nur die Sonne war Zeuge“ (von René Clement). Der Diogenes Verlag hat Romanklassiker wie „Der süße Wahn“ und „Tiefe Wasser“ gerade in neuem Look im Taschenbuch herausgebracht. Ein sehr guter Grund für den Besuch in einer Buchhandlung.

2. Ein erster Operntipp: Salvatore Sciarrino ist vielleicht der größte Komponist der Gegenwart. Am 4. Februar wird im Klagenfurter Stadttheater endlich sein neues Werk „Il canto s’attrista, perché?“ uraufgeführt. Ein europaweiter Festtag für alle Freunde Neuer Musik.

Komponist Salvatore Sciarrino vor dem Stadttheater Klagenfurt
Komponist Salvatore Sciarrino vor dem Stadttheater Klagenfurt © KLZ/Weichselbraun

3. François Pinault (84) ließ sich von seinem Hausarchitekten Tadao Ando in Paris ein weiteres historisches Juwel zum Mekka der Kunst machen. Nach mehreren Verschiebungen eröffnet der Luxusmagnat am 23. Jänner in der um 160 Millionen Euro umgebauten Bourse de Commerce seine Pinault Collection.

4. Die Grammy Awards 2021 war für 31. Jänner in Los Angeles geplant - sie sind vorerst auf 14. März verschoben. Sängerin Beyoncé (39), mit neun Nominierungen bedacht, könnte die große Abräumerin werden - etwa mit "Black Parade" als Song des Jahres. Andere legendäre Preisvergaben wichen auch schon aus: Die 78. Golden Globe-Gala wurde von Mitte Jänner auf den 28. Februar verschoben, die 93. Oscar-Gala von Ende Februar auf Ende April.

5. Dank ihm könnte aus diesem Winter unseres Missvergnügens noch ein blühender Theaterfrühling werden: Ziemlich viel Shakespeare wartet auf den Bühnen des Landes auf endlich durchführbare Premieren. Am Burgtheater etwa ist Johan Simons’ Inszenierung von „Richard II.“mit Jan Bülow in der Titelrolle fertig geprobt. In Graz wartet seit letzter Saison „Macbeth“ von Stephan Rottkamp (geplant ab 5. Februar), in Klagenfurt „Was ihr wollt“ von Georg Schmiedleitner (geplant ab 14. Februar). Fehlt nur noch der „Fertig, los!“-Ruf der Regierung, die Sicherheitskonzepte stehen ja alle längst.

6. Ein Jahr, das mit einem neuen Roman von T. C. Boyle beginnt, kann kein ganz schlechtes werden: „Sprich mit ihr“ erscheint am 25. Jänner in deutscher Übersetzung, wie schon gewohnt Monate vor dem englischsprachigen Original. Das Grundmotiv ist bekannt: Ein Affe lernt in Gebärdensprache kommunizieren und wird dabei immer menschlicher.

7. Und wenn’s dann endlich auch mit dem Kino weitergeht, könnte das eine Saison ziemlich interessanter Frauenfilme werden – z. B. ab 18. Februar, dank Emerald Fennells „Promising Young Woman“mit Carey Mulligan, die sich zum Racheengel gegen übergriffige Männer aufschwingt. Und sowieso ab 18. März dank Chloé Zhaos in Venedig mit dem Goldenen Löwen dekorierten Roadmovie „Nomadland“ und der immer wunderbaren Frances McDormand.

8. Welcher Künstler bevorzugte Filzhut, Pelzmantel und Zigarette? Diese Quizfrage könnte locker in der Millionenshow auftauchen. Am 12. Mai wäre Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden. Lange bevor das Internet zur Realität wurde, hat er die Demokratisierung der Kunst gepredigt: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Zum Jubiläum gibt es Ausstellungen sonder Zahl. In Österreich startet das Belvedere 21 ab 4. März mit der Schau „Joseph Beuys. Denken. Handeln. Vermitteln.“

Immer mit Hut und Weste: Joseph Beuys wäre heuer 100 geworden, das Belvedere gratuliert ab 4. März
Immer mit Hut und Weste: Joseph Beuys wäre heuer 100 geworden, das Belvedere gratuliert ab 4. März © AP

9. Das Serienuniversum giert nach dem Ende von „Game of Thrones“ nach einer neuen Saga und mit der Serienversion des Tolkien Klassikers „Der Herr der Ringe“ haben wir einen vielversprechenden Anwärter. Gedreht wird derzeit in Neuseeland, eine Ausstrahlung im vierten Quartal ist wahrscheinlich. Auch Geld scheint vorhanden zu sein: Rund 885 Millionen Euro lässt sich Amazon das Mammutprojekt kosten. Die Serienadaption legt den Fokus auf die Zeit vor dem Romanteil „Die Gefährten“.

10. Niemand kann so fantastische Welten entwerfen wie Wes Anderson. Sein neuer Streifen „The French Dispatch“ über eine Zeitung im Frankreich der 1950er-Jahre dürfte im Mai in die Kinos kommen. Mit dabei sind die üblichen Wes-Anderson-Verdächtigen: Bill Murray, Owen Wilson und Tilda Swinton.

11. Einer der wuchtigsten und abgründigsten heimischen Filme war im Vorjahr nur für ein winziges Festival-Publikum bei der Viennale im Kino zu sehen: Sandra Wollners „The Trouble with Being Born“. Demnächst soll der Diagonale-Spielfilm-Gewinner 2020 endlich das Leinwandlicht erblicken. Zu sehen hoffentlich auch auf der Diagonale 2021 in Graz (16.–21. März) – nebst Diskussionen über Filme.

Erfolgsregisseurin Sandra Wollner
Erfolgsregisseurin Sandra Wollner © APA/AFP/Pool/JORG CARSTENSEN

12. Es wird sein Jahr: Lars Eidinger soll ab 17. Juli den Jedermann an der Seite von Verena Altenberger verkörpern. Dass ihm das Dämonische und Irrationale steht, wissen Fans von Deichkind, dem „Tatort“ sowie „Babylon Berlin“ längst. Für den Charakterkopf stehen aber auch Fernseh-Festspiele an: Als der vielleicht unheimlichste Bösewicht im „Tatort“ kehrt er als Kai Korthals nach Kiel zurück und stiftet in anderer Rolle auch beim Kollegen Ulrich Tukur in Wiesbaden Unruhe. Im Weltraumfilm „Proxima“ ist er an der Seite von Matt Dillon und Eva Green zu sehen sowie neben Isabelle Huppert in „Joan“. Internationaler Vormarsch? Nicht ausgeschlossen.

13. Es war eine Idee, die aus der Not geboren wurde: der Wiener Kultursommer. 1000 Open-air-Veranstaltungen im Juli und August an
25 kleinen Locations vom Naschmarkt bis zur Seestadt Aspern. Ein Kultur-Roadtrip in der Nähe bei freiem Eintritt. Wird 2021 fortgesetzt. Yeah!  

14.  Freunde des kleinen Galliers dürfen sich freuen: „Asterix – der Europäer“ erzählt von 3. April bis 28. November auf Burg Malbrouck (nahe Metz in Frankreich) in einer Ausstellung die Geschichte des Alten Kontinents. Am 21. Oktober erscheint ein neues Asterix-Album: Zeichner Didier Conrad und Texter Jean-Yves Ferri schicken darin Asterix und Obelix auf große Reise, um einem alten Freund von Miraculix zu helfen. Im Dezember strahlt SuperRTL die 3D-Animationsserie „Idefix und die Unbeugsamen“ in 52 Folge n aus.

15. Jubel über viele Jubiläen: Lucky Luke wird 75 – anlässlich des Feierjahres erscheint am 23. Februar der 100. Band der Reihe. 1946 schrieb der belgische Zeichner Morris für das Magazin „Spirou“ die Story „Arizona 1880“. Der 100. Band enthält die ersten Geschichten. Grund zum Feiern hat man auch im Verlagshaus Egmont Ehapa: Das deutschsprachige „Micky Maus“-Magazin wird 70. Ausgabe 1 erschien am 1. September 1951. Auf Sondernummerern darf man sich freuen.

Lucky Luke: unverwüstlich - der jüngste Band greift sogar das Thema Rassismus auf
Lucky Luke: unverwüstlich - der jüngste Band greift sogar das Thema Rassismus auf © Ehapa

16. Im Bereich der Graphic Novels erscheinen einige Literatur-Adaptionen: im Splitter-Verlag der George-Orwell-Klassiker „1984“ (ab Mai), im Carlsen-Verlag Aike Arndts Adaption des H.-C.- Andersen-Märchens „Der Schatten“ (Mai) und ebenfalls bei Carlsen Thilo Krapps „Krieg der Welten“ nach H. G. Wells (Juni).

17. Man muss ja wirklich nicht jeden Pieps von Bob Dylan hören – aber schaden kann es auch nicht. Bereits im Vorjahr wurde eine extrem limitierte „50th Anniversary Edition 1970“ veröffentlicht, die Rekordpreise erzielte. Überraschend wird diese Drei-CD-Box jetzt (am 26. Februar) auch offiziell erhältlich sein. Zu hören sind darauf rare Tracks aus der Nashville/Country-Zeit des Meisters, darunter auch eine Session mit George Harrison. Für Freaks unverzichtbar, Normalsterbliche sollten beim (brillanten) neuen Album bleiben.

18. Auch wenn ihre brachialen Riefenstahl-Inszenierungen immer wieder zum Erschaudern sind, live sind Rammstein ein absolutes (und grenzwertiges) Hör- und Seherlebnis. Ob das Konzert mit Till Lindemann & Co. am 27. Mai im Klagenfurter Stadion tatsächlich stattfinden kann, hängt natürlich davon ab, wie sich bis dahin das „C“-Virus inszeniert und wie es um unser „Herzeleid“ bestellt ist.

Immer für Showeffekte gut: Rammstein
Immer für Showeffekte gut: Rammstein © EPA

19. Es gibt natürlich nur einen wahren und würdigen H. C. – und der heißt Artmann. Am12.Juni wäre der im Jahr 2000 verstorbene Wortund Lebensabenteurer 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass werden zahlreiche seiner Bücher neu aufgelegt. Auch das ist würdig und recht und muss ganz dick und „med ana schwoazzn dintn“ im Kalender eingetragen werden.

20. Die Corona-Pandemie hat im letzten Jahr auch große Jubiläen nicht verschont. Zu den Hauptbetroffenen zählte der österreichische Architekt und Designer Josef Hoffmann (1870–1956), dessen Retrospektive im Museum für Angewandte Kunst (MAK) kurzerhand auf heuer verschoben wurde. Dem Hauptvertreter der Wiener Moderne ist ab 15. Dezember eine umfassende Werkschau mit dem Titel „Fortschritt durch Schönheit“ gewidmet. Gezeigt werden Hoffmanns revolutionäre Entwürfe für Möbel, Geschirr oder Lampen sowie seine wichtigsten Bauten, darunter das Palais Stoclet in Brüssel oder das Sanatorium Purkersdorf.

Die Purkersdorfer Bank von Josef Hoffmann
Die Purkersdorfer Bank von Josef Hoffmann © APA

21. Erst vor wenigen Monaten brachte sie ein neues Album heraus, eine Sammlung von 14 Chansons über Liebe, Leidenschaft und Sehnsucht. Titel: „Carla Bruni“. Am 11. September wird die ehemalige First Lady der Franzosen im Rahmen ihrer Europa-Tournee im Wiener Konzerthaus gastieren. Zu hören gibt es dabei mit „Your Lady“ auch den ersten englischsprachigen Song der melancholischen Italienerin, vermutlich eine Hommage an ihren Ehemann Nicolas Sarkozy.