Das Dämmerlicht war dieser Truppe stets zu trist. Wohl fühlten sich The Killers nur im grellen Scheinwerferkegel, auf der großen Bühne, die für große, emotionsgeschwängerte Gesten reserviert ist. Für eine Band, die aus der Adrenalin-Stadt Las Vegas stammt, ist das nicht weiter verwunderlich.
Die wahrscheinlich größte Stadion-Rockband der 2000er meldet sich nach langer Durststrecke ausgerechnet jetzt, wo Arenen aufgrund von Corona leer bleiben, mit einem überraschend grandiosen Album zurück. Für ihre Lesart des Rock ’n’ Roll werden die Musiker bis heute belächelt. Die Songs seien nichts weiter als schultergepolsterter Kitsch in einem glitzernden Anzug, an dem kein Rock-Dreck haftet.

Ja, das mag stimmen. Alles an The Killers ist zu viel, „erschlägt“ den Hörer. Auch auf dem mittlerweile sechsten Werk „Imploding the Mirage“, was übersetzt so viel wie „Das Trugbild zerstören“ heißt. Der Titel ist irreführend. Denn die Killers um Frontmann Brandon Flowers denken gar nicht daran, ihre bisherige Pathos-Formel wegzulassen. Stattdessen: Flutlicht, 80er-Jahre-Schlaghosen-Flair, gespielte Schlagfertigkeit. Texte über den Ausbruch aus dem kleinbürgerlichen Amerika. Ganz schön viel!

Ein nicht zu überblickendes Gemenge an Melodien, Chören, Synth-Spuren und Gitarren, so gallig wie Schlagobers. Nur dass man hier die Kirsche auf dem Sahnehäubchen gar nicht mehr findet. Ja, auch so lässt sich Staub aufwirbeln. Und wie das Spaß macht! Der aufbrausende Album-Opener „My Own Soul’s Warning“ und die Single „Dying Breed“ hätten genauso gut auf Bruce Springsteens „Born To Run“-Album gepasst, mit dem süffigen „Fire in Bone“ hätte David Byrne seine helle Freude. Das Fazit nach zehn Songs und 40 Minuten Spielzeit: Es gab von allem zu viel, aber man will noch mehr.


Die Edel-Berserker Biffy Clyro aus dem schottischen Ayrshire, in den letzten Jahren ebenfalls zur Stadiongröße herangewachsen, proben mit „A Celebration of Endings“ hingegen die künstlerische Manie.
Das gerade erschienene Album des Dreiergespanns ist eine zu Musik gewordene bipolare Störung. Auf der einen Seite: schwer verdaubare Alibi-Pop-Harmonien für die Radiostationen der Insel („Space“, „Opaque“, „Tiny Indoor Fireworks“). Auf der anderen Seite: erratisch-kreischendes Liedgut in der Tradition von Prog- und Math-Rock („North of No South“, „End of“, „Cop Syrup“). Dazwischen: beigesteuerte orchestrale Streicheleinheiten wie im Song „The Champ“.

Dank Simon Neils unüblichen und grandiosen Gitarrenspiels wirkt selbst diese Rock-Anmaßung weder großspurig noch fehl am Platz.
Trotz Pop-Eskapaden ist Biffy Clyro mit „A Celebration of Endings“ ein explosives Feuerwerk gelungen. Was bleibt, ist die Sehnsucht nach einem richtigen Stadionkonzert. Mit schiefen Publikums-Chören und gezückten Feuerzeugen.