Oh My God - bereits ihre Debütsingle war eine Punktlandung in den Charts. Dann ging es Schlag auf Schlag, ein regelrechter Hit-Randal brach aus: "Na Na Na Na Na Naa", "Everday I Love You Less And Less", "Ruby", "Modern Way" und natürlich vor allem - "I Predict A Riot". Das war alles  rund um die Jahrtausendwende, als die Kaiser Chiefs aus Leeds eine wirkliche große Nummer waren. Gemeinsam mit Gruppen wie The Killers, Bloc Party und Futureheads gehörten sie zur legendären "Class of 2004" in der britischen Britpop-Szene.

Nun, das ist alles schon etwas länger her, und die goldenen Zeiten sind wohl vorbei. Aber bei ihrem Konzert am Dienstag im Grazer Orpheum hat das Quintett bewiesen, dass man auch mit Würde, Power und Leidenschaft kleinere Brötchen backen kann. Glastonbury war einmal, aber das Orpheum war immerhin gut gefüllt und das Publikum guter Laune.

"Duck" heißt das aktuelle Album, das Sänger Ricky Wilson und die anderen Chiefs im Gebäck haben. Das lädt natürlich zu allerlei Späßchen ein. Lahme Ente, Gummi-Pop und so. Tatsächlich sind die Songs auf der neuen CD keine wirklichen Schnellstarter, sondern watscheln eher gemächlich dahin. Dennoch macht die Truppe live mächtig Dampf, und Ricky Wilson gibt den energiebeladenen Zappelphilipp. Das ist energischer Fun-Pop mit abgeschliffenen Ecken und Kanten, bei dem man Spaß haben kann und sich nicht weh tun muss.

Es ist fast rührend, wie Ricky Wilson mit blond gefärbtem Haar der eigenen Vergangenheit hinterher läuft. Fast trotzig wuchtet er die großen Hits in die Menge. Und immer wieder blitzt die unleugbare Qualität der gestandenen Veteranen durch. Bei "The Angry Mob" etwa. Als Zugabe gibt es dann noch eine Coverversion von "Pinball Wizard". Nun, diesen Song sollten die Kaiser Chiefs wohl besser den wahren Königen des Britpop überlassen: The Who. Fazit: Es war eine schöne Reminiszenz. Aber wie bei jeder Nostalgie schwang auch hier das wehmütige Gefühl mit, dass das Vergangene größer war als das Gegenwärtige ist.

P.S: Als Vorgruppe spielte der "Karma Club" aus Graz auf. Sehr britisch, sehr cool, sehr stylish - und die vier Burschen haben vermutlich sehr viel Arctic Monkeys gehört. Aber es gibt schlechtere Vorbilder.

Eine würdige Vorgruppe: Karma Club aus Graz
Eine würdige Vorgruppe: Karma Club aus Graz © KLZ/Jürgen Fuchs