Eher ruhig gingen es die Musiker um Frontmänner Peter Fox und Delle zu Anfang an. Mit "Ticket" und "Lass sie gehn" aus dem neuen Album "Bam Bam" wollte die Berliner Bigband ihr Publikum mit gemütlichen Reggae-Beats wohl erst langsam aufwecken, bevor es ans Eingemachte geht. "Look at me standing here on my own again", singen Seeed - ganze 14 Musiker stehen auf der Bühne - dann beim Cover "Wonderful Life". Beim fünften Song "Augenbling" gibt es für die 14.500 anwesenden Fans schließlich kein Halten mehr. Auf Steh- und fälschlich so benannten Sitzplätzen wurde in Seeed-Diktion "der Speck geschüttelt".

Zuletzt war es ruhig um die Band geworden. Sieben Jahre sind seit der Veröffentlichung des letzten Albums "Seeed" vergangen, 2016 hatte die Band auch ihre Touren gestoppt. Mit dem frühen Tod von Demba Nabe 2018 erlitten Seeed einen Schicksalsschlag und verloren einen ihrer Frontmänner. Den Verstorbenen würdigt die Band mit dem Liebeslied "You & I", bei dem das Publikum sowohl Feuerzeuge als auch Handys mit eingeschalteter Taschenlampenfunktion schwenkt.

Allzu Negatives hat bei der Show aber keinen Platz, und so gleichen Peter Fox und Delle das Fehlen ihres dritten Mannes erfolgreich aus, indem sie immer wieder Backgroundsänger zu sich nach vorne holen. Auch Nura, die vor Seeed auftrat, kommt für die neue Rap-Nummer "Sie ist geladen" nochmals auf die Bühne. Der Song wird von einem Gitarrensolo beendet, eher ungewöhnlich für die gar nicht Rock-lastige Musik der Bigband.

Wichtige Botschaften haben beim Konzert leider nur ganz am Rande und in halbherzigen Metaphern Platz: "Es ist egal, ob Speck aus der Steiermark kommt, aus Spanien oder Namibia. Speck ist gut", baut Peter Fox das Thema Weltoffenheit ein, das vorher auch schon im Song "Komm in mein Haus" anklang. Das Hauptziel der Berliner Musiker - und das war wohl, das Publikum in ausgelassener Stimmung zu entlassen - erreichte man aber ohne Probleme. Etwa beim Hit "Ding", bei dem das Publikum der Band an Textsicherheit allemal das Wasser reichen kann und bei dem zwei Wienerinnen auf der Bühne tanzten. Über 20 Songs spielen Seeed in circa zwei Stunden, ohne dass es dabei jemals langweilig wird.

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