Eines vorweg: War eh alles gut. Der Sommerhimmel war wolkenlos, die Handylichter flackerten, die Augen der rund 55.000 Besucher im Happelstadion leuchteten, und die Stimmbänder der mitsingenden Fans schlugen auch lustige Purzelbäume.

Eine artistische Glanzleistung vollbrachte auch die Frau auf der Bühne: Alecia Beth Moore, in der Popwelt weithin bekannt als Pink (eigentlich mit Rufzeichen, also: P!nk). Im Zuge ihrer "Beautiful Trauma"-Welttournee machte die 39Jährige auch in Wien Station und bot dem Publikum, was das Publikum von ihr erwartete. Eine große, zweistündige Pop-Show mit viel Blinkblink, viel Feuerwerk, vielen Tänzern und vielen artistischen Kunststücken. Ach ja, Musik gab es auch noch: Mehr als 20 Songs ließ Pink vom Stapel, ein Querschnitt ihrer fast 20jährigen Karriere.

Die Zirkusvorstellung

Und jetzt sind wir beim Problem: Groß bedeutet nich automatisch großartig. Und ein Pop-Konzert war dieses Ereignis nur ganz am Rande. Die Augen kamen voll auf ihre Kosten, aber die Ohren wurmten sich. Gleich beim ersten Song "Let's start the Party", natürlich auch das Programm an diesem Abend, schwebte Pink an einem riesigen Kristallluster auf die Bühne. Artistische Verrenkungen wie diese zogen sich durch die gesamte Show. Zirkusvorstellung, Tanzwettbewerb, Musicalgala - all das wurde geboten. Nur die Musik spielte eine Nebenrolle. Dabei sind die Pink-Songs gar nicht so schlecht, dass man sie mit so viel Show-Schminke zukleistern muss. Dass auch der Sound im Stadion erstaunlich mies und breiig war, hat da auch nicht mehr gestört.

Die Setlist war überraschungsfrei und beinhaltete natürlich alle großen Hits: "Just like a Pill", "Funhouse", "What about us", "Try", "Raise your Glass", "Blow me (One last Kiss)". Die Riesenbühne war - Überraschung - ganz in pink und flankiert von zwei Riesenherzen als Vidi-Walls. Bei der Zugabe "So what" gab die Zirkusdirektorin noch einmal so richtig Gas, erhob sich furchtlos in die Lüfte und schwebte saltoschwingend durch das Stadion. Da liefen die Handylichter fast Amok und die "Oooohs" aus zigtausenden Kehlen hallten durch die pickig-schwüle Sommernacht.

Fazit: Akrobat schöön, Zirkus voll lustig, nur der Geruch von Sägespänen hat noch gefehlt. Und Pink war der große Star in der Manege. Noch schöner wäre ein Pop-Konzert gewesen, bei dem die Musik nicht den dummen August abgeben hätte müssen. Das hat nämlich nicht einmal der Mainstream verdient. Als Schlusspunkt sang Pink noch eine A-cappella-Version von "Glitter in the Air" und stand dabei ganz alleine auf der Bühne. Kein Blinkblink, keine Trapezkunststücke, keine Heerscharen von Tänzern, keine halblustigen Filmchen. Das war dann wirklich schön. Mit Rufzeichen! Und ohne Akrobatik. Vorhang zu.