Michael Jacksons Nachlassverwalter wollen eine Dokumentation über alte Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen Popstar verhindern. In einem zehnseitigen Brief werfen sie dem TV-Sender HBO, bei dem "Leaving Neverland" am 3. und 4. März ausgestrahlt werden soll, fragwürdige Methoden bei der Produktion vor.

Laut dem Protestbrief sei der Film eine "einseitige, sensationssüchtige Sendung", die gegen journalistische Grundsätze verstoße. Das berichtete der "Hollywood Reporter", dem das Schreiben vorliegt. Der Film "Leaving Neverland" hatte vor zwei Wochen beim Sundance Filmfestival in Utah Premiere gefeiert. Darin erzählen zwei heute über 30 Jahre alte Männer und deren Familien, wie Jackson sie im Alter von sieben und zehn Jahren sexuell missbrauchte. Dabei handelt es sich um den Choreografen Wade Robson, der Jackson 2013 verklagt hatte, und um James Safechuck, der 2014 Vorwürfe gegen den Popstar erhoben hatte. Beide Klagen waren von der Justiz 2017 abgewiesen worden.

Aufsehenerregende Doku: In "Leaving Neverland" berichtet Filmemacher Dan Reed von den Missbrauchsvorwürfen, die Wade Robson und James Safechuck gegen Michael Jackson erheben
Aufsehenerregende Doku: In "Leaving Neverland" berichtet Filmemacher Dan Reed von den Missbrauchsvorwürfen, die Wade Robson und James Safechuck gegen Michael Jackson erheben © Taylor Jewell/Invision/AP

Der Musiker war 2009 im Alter von 50 Jahren gestorben. Filmemacher Dan Reed habe die Meinung der Nachlassverwalter für den Film nicht eingeholt, heißt es in dem Brief. Reed habe sich bewusst dafür entschieden, keine von seiner Haltung abweichenden Meinungen einzuholen. Gerichtsverfahren hätten aber "unmissverständlich klargestellt, dass (die Vorwürfe) in keiner Weise glaubwürdig sind".

HBO lasse sich auf diese Niveau herab, um auf Druck von Streaming-Anbietern wie Netflix und Amazon zu reagieren, heißt es weiter. Die Ausstrahlung werde die "peinlichste Folge in der HBO-Geschichte".

Der zum Time Warner-Konzern gehörende Bezahlsender HBO kündigte an, die Dokumentation wie geplant auszustrahlen. Die Menschen sollten sich erst ein Urteil bilden, nachdem sie die Dokumentation gesehen haben.

Regisseur Dan Reed betonte, die "MeToo"-Debatte zeige, "dass sexueller Missbrauch kompliziert ist und die Stimmen der Überlebenden gehört werden müssen". Er habe keine Zweifel an den Berichten der beiden Männer.

Michael Jackson war im Juni 2009 an einer Überdosis des Narkosemittels Propofol gestorben. Der "King of Pop" sah sich bereits zu Lebzeiten immer wieder dem Vorwurf des Kindesmissbrauchs ausgesetzt. 2005 wurde er in einem spektakulären Gerichtsverfahren freigesprochen. Seine Karriere und sein Ruf nahmen jedoch dauerhaft Schaden.