Willi Resetartis hat im Laufe seiner mehr als fünf Jahrzehnte währenden Karriere mit so vielen Bands und Musikern zusammengespielt, dass sich die Geburtstagsparty an einem Abend unmöglich ausging - also wurde kurzerhand an zwei Abenden gefeiert. Nach der fulminanten Sause am Freitag war eine Steigerung kaum vorstellbar, doch auch der zweite Abend war ein eindrucksvoller Beweis dafür, welche Bandbreite in diesem Universal-Musiker steckt. Zusammengerechnet kommt man dadurch auf fast sieben Stunden Konzert. Abgesehen von kleinen Stimmproblemen hat Resetarits diese Ochsentour bravourös und souverän gemeistert.

Begonnen hat der Abend mit der Wiedervereinigung der legendären Politrock-Gruppe "Schmetterlinge", die genau genommen gar keine war, denn die Band hat sich in Wahrheit nie offiziell aufgelöst. Nach den Songs aus der berühmten "Proletenpassion" und anderem Liedmaterial aus den 70ern, das erstaunlich aktuell klang, kam kein Nostalgieeffekt auf. Ganz im Gegenteil. Bei so manchem Zuhörer wurde der Wunsch nach mehr politisch grundierter Musik made in Austria laut.

Der Kurtl machte den Abschluss

Fast vier Stunden lang moderierte sich Willi Resetarits mit viel Witz und noch mehr Spielfreude durch "seinen" Abend. Die "Familienbande" inklusive Tochter an den beeindruckenden Stimmbändern stimmte mediterrane Klänge an, eine völlig andere, aber umso faszinierendere musikalische Richtung schlug dann das Resetarits-Puschnig Quintett ein. Die brillanten Jazz-Versionen von Bowies "Life On Mars" und Ellingtons "Caravan" waren hochintensive Höhepunkte des Abends, die besonders tief unter die Haut und in den Kopf gingen.

Dann ließ Willi Resetarits mit der superlässigen "Molden-Bande" sein (neben "Stubenblues") zweites Flaggschiff auffahren. Ein Prachtschiff fürwahr, vollbeladen mit Songperlen aus der Feder des genialen Geschichtenerzählers Ernst Molden, seinem "Zen-Meister" Willi R. schnittgenau auf den Leib geschrieben. Ein wunderbares Gespann, das übrigens im Frühjahr mit vollem Programm in Graz zu erleben sein wird.

Goldenes Ehrenzeichen

Den Abschluss des zweitägigen Geburtstagsfestes in eigener Sache überließ Willi Resetarits großzügig seinem alten Spezl Kurt Ostbahn, der in altbekannter Rock-Manier den Saal buchstäblich zum Brodeln brachte. Natürlich durften weder Nikolaus noch Osterhasi als Gäste fehlen, der 57er Chevy fuhr selbstverständlich auch vor, und ganz am Ende standen noch "57 Engel" aus der Feder von Günther Brödl Spalier. Auf Brödl selbst haben die Engel bekanntlich zu wenig aufgepasst...

Kurz vor Mitternacht waren die denkwürdigen Konzertabende zu Ende - fast. Denn im Rahmen der "After Show Party" bekam Willi Resetarits von der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien verliehen. "Diese Stadt muss jeden Tag dankbar sein, dass es Menschen wie dich gibt", meinte die Politikerin in ihrer Laudatio. "Denn du bist ein Mensch mit einer klaren empathischen Haltung, der große Synergien schafft. Zwischen den Generationen und den musikalischen Welten. Das macht Hoffnung."

Dem ist nichts hinzuzufügen.