Wenn einen die Musik der Rolling Stones durchs Leben begleitet und man eine Woche vor dem Konzert in Spielberg zu einem Meet & Greet mit den alten Herren eingeladen wird, dann hat man den Jackpot geknackt.

Zuerst aber kommt per E-Mail ein dreiseitiger Knebelvertrag, in dem vor allem aufgelistet ist, was man bei diesem Treffen NICHT darf.

Kleiner Auszug: keine Berührungen und Küsse, kein Anhusten, keine Autogramme und Selfies. Dafür wird ein Händeschütteln mit den „lovely gentlemen“ garantiert, und beim Gruppenfoto sei mit der Hand eines Stones auf der Schulter zu rechnen.

Unsere fünfköpfige Gruppe hat einen Slot von 18.45 bis 19 Uhr, wir fassen Tickets, Sticker und geheimnisvolle Bänder aus, Check und Double-Check und eine letzte Sicherheitsschleuse, dann sind wir backstage.

15 Minuten vorher werden wir in der Lounge abgeholt und bekommen von Cheryl, einer resoluten Britin, ein finales strenges Briefing verpasst: Jeglicher Verstoß würde zum unmittelbaren Abbruch der Session führen, sagt Cheryl, und wiederholt: ,,Nicht anfassen, nicht küssen - und außerdem: Ist jemand verkühlt?“

Wir werden in das schwarze Riesenzelt der Band geschleust. In einem hell erleuchteten Fotostudio sind am Boden die Positionen für die Gäste und die Stones auf Papier fixiert, ich pflanze mich zwischen RW und KR, also zwischen Ronnie Wood und Keith Richards, auf.

Zuerst betritt Mick Jagger federnden Schritts den Raum, dann kriecht Keith Richards, der alte Kojote, herein, gefolgt von Ronnie Wood und Charlie Watts.

Die vitale Rentner-Gang ist fröhlich und richtig gut drauf, Sir Mick sagt „Hello, hello, hello“, erkundigt sich nach unserer Herkunft und tritt zum Händeschütteln an.

„Hello Austria“, begrüßt mich der Ober-Stone. „Gutes Deutsch“, erwidere ich, Jagger grinst und sagt nur: ,,Awful.“

Jetzt wird zum Gruppenfoto gebeten, Jagger ruft „Smile!“ und winkt in die Kamera.

Große Verabschiedung, noch ein paar Nettigkeiten und eine Shakehands-Runde, für die sich Keith Richards, mit Sonnenbrille und schon im Konzert-Outfit, die meiste Zeit nimmt: Sein Geschwurbel ist zwar schwer verständlich, aber seine Umarmung umso herzlicher.

Als Letzter kommt Charlie Watts auf mich zu und sagt: ,,Enjoy the show.“

Nach sieben Minuten drängt Jagger, der schon sehr konzentriert wirkt, zum Aufbruch. Die Band geht ab, wir auch.

Aus Zeitgründen ist es an diesem Abend das einzige Meet & Greet der Rolling Stones. Das Foto wird erst nach Ende der Europa-Tournee zugestellt und darf nicht publiziert werden.

Den Platz dafür weiß ich schon: Über meinem Wurlitzer, und ich werde bei der Montage feierlich die Taste mit „Sympathy for the Devil“ drücken.