Das 1992er-Album gehört zu den Meisterwerken in der Geschichte der US-Band R.E.M. Anlässlich der Jubiläumsedition von „Automatic For The People“, die jetzt in verschiedenene Formaten erschienen ist, gaben die ehemaligen Bandmitglieder weltweit nur eine Handvoll Interviews, Gitarrist Peter Buck (60) stand der Kleinen Zeitung am Telefon Rede und Antwort.

For our international readers: You can listen to Peter Buck at the end of this article, just scroll down! He's talking about his R.E.M.-vinyl-bootleg-collection, Neil Young, hidden gems like the "Winged Mammal Theme" and of course the "Automatic For The People"-Anniversary-Edition.

Mister Buck, wie war es für Sie, anlässlich des „Automatic For The People“-Jubiläums“ das R.E.M.-Archiv zu durchforsten?
PETER BUCK: Tja, wir haben ein ganzes Lagerhaus voller Material in Georgia und Leute, die wissen, wo sie dort graben müssen. Ich selbst bekam diesmal eine Vorauswahl an drei CDs mit alternativen Mixes und Takes und Instrumentals. Da waren Sachen dabei, die noch kein Mensch gehört hat. Zum Beispiel das Demo von „Devil Rides Backwards“.


Gab es so etwas wie einen magischen Moment beim Durchhören der 25 Jahre alten Songs?
BUCK: Der bewegendste Moment für mich war jener, als ich Mike Mills und unseren damaligen Produzenten Scott Litt traf und wir in L.A. den neuen Dolby Atmos Mix von Automatic über 13 Boxen anhörten. Das fühlte sich genau so wie damals an, als Automatic entstanden ist.


Gibt es eigentlich einen Grund, warum R.E.M. den Automatic-Song „The Sidewinder Sleeps Tonite“ nie live gespielt haben?
BUCK: Hmmmh ... gute Frage. Als wir Automatic schufen, dachten wir eigentlich, dass die Nummer gar nicht gut auf das Album passen würde. Wenn man sich aber heute Automatic anhört, macht „Sidewinder“ im ganzen Kontext total Sinn. Und live? Wir haben den Song nie gespielt, nie geprobt – und ich habe wirklich keine Ahnung, warum eigentlich nicht.


Welcher Automatic-Songs machte Ihnen auf der Bühne eigentlich am meisten Spaß?
BUCK: Definitiv „Man On The Moon“.


Dabei wäre der Song ja beinahe nicht auf Automatic gelandet.
BUCK: Korrekt! Der Song war nämlich komplett fertig – nur Michael (Stipe, Anm.) hatte keinen Text dazu. Er hatte dann nur drei Tage Zeit. Was immer er dann machte – er kam samt Text zurück. Was gut war, weil „Man On The Moon“ eine wichtige Nummer am Album ist.


Die Singles und EPs, die aus Automatic ausgekoppelt wurden, hatten exzellente B-Seiten. Etwa „Winged Mammal Theme“, dieses verrückte Batman-Stück.
BUCK: Das ist gewiss eine Art blödsinniger Musik. Sie hatte zum Glück niemals eine echte Chance, in einen Batman-Film zu landen (lacht).


„Automatic For The People“ war für viele nicht nur das Meisterstück von R.E.M. Das Album wurde auch zum ewigen Referenzprodukt. Hat es Sie genervt, dass jedes spätere Album stets mit Automatic verglichen wurde?
BUCK: Ach, nein. Das passiert jedem, auch Neil Young geht es so. Aber es ist ganz einfach: Menschen und Bands erreichen irgendwann die Spitze. Und egal wie gut dann ihre weitere Arbeit ist, sie werden mit der Vergangenheit verglichen. Wenn ich an unser letztes Studioalbum „Collapse Into Now“ denke, können wir stolz drauf sein. Da sind viele Songs drauf, die perfekt zu Automatic passen.


Apropos „Collapse Into Now“: Warum gab es da nie eine Special Edition wie bei allen anderen R.E.M.-Werken seit „Out Of Time?
BUCK: Das wird dann bestimmt als 25th Anniversary-Edition passieren. Wahrscheinlich so um 2036, das ist ja nicht mehr so weit weg (lacht). Ich denke, es gibt da sicher noch ein paar unfertige Songs. Das Allerletzte, was wir als Band gemeinsam getan haben, passierte ja in den Hansa Studios in Berlin. Das ist auf YouTube, wird sicher einmal auch auf normalem Wege veröffentlicht.


Kurzes Gedankenexperiment. Welches R.E.M.-Album würden Sie jemanden ans Herz legen, der von der Band nichts kennt?
BUCK: „Murmur“, unser erstes Album. Das ist unser vitalstes und unerfahrenstes Stück, aber es ist ungemein stark.


Blicken wir auf zwei surreale Momente der Bandgeschichte zurück – als Gäste bei den Simpsons und in der Sesamstraße. Was war beeindruckender?
BUCK: Ich möchte nichts missen. Aber bei der Sesamstraße hatte ich meine Kids dabei, die hatten dort zwischen den Puppen einen superspaßigen Nachmittag.


Wie steht’s eigentlich um Ihre R.E.M.Bootleg-Sammlung?
BUCK: Ich liebe Vinyl-Bootlegs, würde alle R.E.M.-Bootlegs kaufen. Ich hatte sicher einmal 70 bis 100 Stück davon, müsste aber schauen, wo sie jetzt sind.


Seit der 1995er-Tour hat die Band alle Konzerte mitgeschnitten. Ist jemals an eine Veröffentlichung des Ganzen a la Pearl Jam oder Neil Young gedacht?
BUCK: Wir haben schon seit 1983 Aufnahmen, damals noch von Radiostationen. Und ja, ab 1995 haben wir jede Show mitgeschnitten. Irgendwie wäre es nett, das als Streaming anzubieten. Aber das schaut nach viel Arbeit aus.


Abschließend zu Ihren laufenden Projekten: Gibt es eine Chance, dass Sie mit „Filthy Friends“ 2018 nach Europa kommen?
BUCK: Wir machen im Februar ein neues Album und ich hoffe, dass wir im Frühsommer dann nach Europa kommen. Wir wollen wirklich rüberkommen, aber es ist etwas schwierig, da wir alle in verschiedenen Bands spielen.

Peter Buck in his own words: