Sie haben immer Ihre Meinung gesagt, sehr kritische Lieder gesungen. Viele Leute schauen zu Ihnen auf...
Kris Kristofferson: "Als ich begonnen habe, Lieder über Nicaragua oder über die Politik der USA gegenüber Ländern wie El Salvador zu singen, gab es ziemlichen Widerstand. Leute wollten nach den Konzerten ihr Geld zurück. Manche haben mit Schildern protestiert. Aber ich glaube, sie waren deshalb so empört, weil sie damals kaum informiert waren. Die Menschen sind heute eher bereit, zuzuhören. Mich hat schon lange keiner angeschrien".

Haben Sie als Sänger eine Verantwortung?
Kristofferson: "Als die Proteste gegen den Vietnamkrieg losgegangen sind, gab es kaum eine Opposition, kaum kritische Musik. Plötzlich benutzten die Leute Musik als Form des Protestes. Manche hassten das. Ich war immer der Meinung, dass genau das die Aufgabe von Künstlern ist. Es ist sogar ihre Pflicht. Ich werde mir nicht den Mund verbieten lassen. Ich hoffe, dass es mit Leuten wie Barack Obama nicht mehr so viel Grund zur Beschwerde gibt. Andererseits hat Obama das Schlimmste bei der anderen Seite hervorgebracht. Es ist das Schlimmste seit sie (John F.) Kennedy schlechtgeredet haben. Aber ich habe viel Vertrauen in Obama. Er ist ein intelligenter Mann, das ist ein großer Kontrast zu vielen seiner Vorgänger".

Sie haben eine Schmutzkübelkampagne gegen den amerikanischen Präsidenten angesprochen. Manche Analysten meinen, er habe sich in seiner bisherigen Amtszeit als Träumer herausgestellt und wenig erreicht.
Kristofferson: "Ich hoffe, dass am Ende meiner Tage der Intelligenz zumindest eine Chance gegeben wird. Leider machen zugleich die dummen Leute noch mehr Lärm. Das Beste, was er bisher gemacht hat, war, der anderen Seite die Hand zu reichen. Leider benimmt sich die andere Seite aber nur noch schlimmer. Man wird sehen".

Sie haben so viele Songs geschrieben, die wiederum von anderen Künstlern interpretiert wurden. Gibt es eine Version, die Ihnen am besten gefällt?
Kristofferson: "Es gibt keine, die ich nicht mag. Aber wenn ich eine auswählen muss, dann 'Me And Bobby McGee' von Janis Joplin. Aber wenn ich das sage, denke ich an Jerry Lee Lewis, wie er dieses Lied singt. Und er hat es ordentlich gerockt. Dann muss ich aber noch Johnny Cash, Willie Nelson und Roger Miller anführen... Das ist das tolle am Beruf Songschreiber, dass so viele Künstler Deine Arbeit interpretieren und zu ihrer eigenen machen".

Zurück zur neuen Platte. Sie ist ja noch kraftvoller als der Vorgänger.
Kristofferson: "Ist sie das? (lacht) Oh Gott, ich war schon bei 'This Old Road' skeptisch. Ich habe meinen Part in eineinhalb Stunden oder so eingespielt. Ich hatte keine Ahnung, was Don Was da vorhatte und wie es das Publikum aufnehmen würde. Und jetzt bin ich noch unsicherer gewesen, ob mich die Leute noch akzeptieren".