Hattet ihr Zeit, euch etwas von Graz anzusehen?
Noah "Panda Bear" Lennox: Leider gar nicht, wir haben es gerade einmal ums Eck geschafft. Wir haben gestern sehr spät noch auf einem Festival gespielt, dann die kurvigen Straßen Österreichs - wir sind momentan einfach nur müde. Die Stadt wirkt sympathisch, doch von Österreich kennen wir nur eigentlich Wien, wo wir bereits zwei mal gespielt haben.

Wie habt ihr begonnen, euch mit Musik auseinanderzusetzen?
Brian "Geologist" Weitz: Wir haben eigentlich schon lange vor der Gründung der Band getrennt von einander musiziert. Ich für meinen Teil hab schon als Kind mit dem Klavierspielen begonnen, wenngleich ohne allzu großen Erfolg. Noch schlechter bin ich eigentlich nur auf der Gitarre.
Noah: Das gleiche gilt für mich, doch richtig angefangen haben wir erst durch die Band.

Wer hat euch, gerade in den Anfangstagen, inspiriert?
Brian: Wir haben sehr unterschiedliche Einflüsse, was sich wohl auch in unserer Musik deutlich bemerkbar macht. "Pavement" und "The Greateful Dead" sind bis heute wichtige Einflüsse für mich, es kommt jedoch auch eine ganze Menge elektronischer Musik hinzu, gerade auch auf unserer ersten Platten können wir deutliche Einflüsse aus dem Dance-Bereich kaum leugnen.

Es hat allen Anschein, als hättet ihr mit eurem aktuellen Album "Merryweather Post Pavillion" den Nerv der Zeit getroffen - das Album gilt als erster richtiger kommerzieller Erfolg für euch. Wie kam es dazu? Die Musik wurde ja kaum zugänglicher, wenngleich man die Platte nun auch ohne Kopfhörer genießen kann. Ist euch der Erfolg wichtig?
Noah: Ich denke schon, dass die Songs dieses mal ein wenig strukturierter klingen, vor allem der Gesang ist mehr im Mittelpunkt als auf unseren vorhergegangen Alben. Ich tue mir jedoch schwer zu beurteilen, warum wir gerade jetzt so erfolgreich sind. Jedes unseren Alben geht in eine ganz bestimme Richtung, ich glaube jedes Mal, wir sind eine ganz andere Band als auf der Platte zuvor.
Brian: Wir sind jetzt schon so lange dabei, man kann also nicht sagen, dass wir nur auf den Erfolg gewartet haben. Natürlich fühle ich mich geehrt, als Musiker ein schönes Leben führen zu können und mir keine Sorgen um Finanzielles und meine Freiheiten machen zu müssen. Der wahre Vorteil für uns ist aber, dass wir durch den Erfolg einfach an besseres Equipment rankommen, mehr Studiozeit bekommen und auf Tour gehen können, wann und wie wir möchten.

Gerade das Internet scheint euch sehr freundlich gegenüberzustehen, der Hype in den Blogs kannte zum Zeitpunkt des Album-Release keine Grenzen mehr. Jedoch gibt es auch zahlreiche negative Einträge, Animal Collective scheinen eine "Liebe oder Hass - Band" zu sein. Wie geht ihr damit um und bekommt ihr überhaupt etwas davon mit?
Brian: Wir versuchen weitestgehend, diese Dinge zu ignorieren. Zwar ist das nicht immer möglich, aber ich lese jetzt nicht täglich in den Blogs nach, ob uns die Leute gerade mögen oder nicht. Mir ist durchaus bewusst, dass wir eine polarisierende Band sind.
Noah: Es gab vor allem auf der negativen Seite einige Dinge, die ich nicht zwingend ein zweites Mal erleben möchte. Vieles, gerade im Internet, ging einfach unter die Gürtellinie und war für mich als Mensch sehr verletzend.

Von der komplexen Welt des Internet zu den nicht minder komplexen Welten eurer Songs. Jedes Geräusch auf euren Platten scheint genau auf der richtigen Stelle zu stehen, als könnte es nur genau dort existieren. Wie schreibt ihr eure Songs? Alleine im Zimmer mit der Gitarre?
Noah: Eigentlich schon, ja. Wir fangen oft mit einer einzelnen Melodie an und entwickeln die Idee dann weiter, werfen sie um und bauen sie wieder auf. Aber die ersten Ideen entstehen bei mir alle daheim am Klavier.
Brian: Ich habe daheim noch nicht mal eine Stereoanlage, also mache ich alles mit Kopfhörern - die Bezeichnung "Headphone-Music" kommt also nicht von ungefähr. Ich vertraue beim Schreiben von Songs aber eher auf Stimmungen und Geräusche anstatt der Melodie aus Ausgangspunkt. Im Studio selbst sind die Songs jedoch meist schon so weit entwickelt, dass wir ganz genau wissen, was wie klingen soll.

Bleibt da noch Raum für Improvisation?
Brian: Im Studio eigentlich weniger, Live sieht das ganze jedoch schon anders aus. Gerade in den Übergängen zwischen den einzelnen Stücken improvisieren wir relativ viel. Da wir auch die Setlist häufig ändern, wird es nie langweilig für uns. Wir haben uns mittlerweile als Band "gefunden", kennen den anderen und trauen uns auch live mehr zu - jetzt gilt es vor allem, keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Wie geht es für Animal Collective nach diesem erfolgreichen Jahr nun weiter, wächst der Druck, nun da sich der Erfolg einmal eingestellt hat?
Brian: Ich denke, wir werden erstmal eine kleine Pause machen. Die letzten Jahre waren sehr anstrengend für uns, wir machten schon zwischen den letzten beiden Alben keine Pause, schrieben beide praktisch aus einem Guss. Derzeit arbeiten wir noch an einem audiovisuellen Projekt, bei dem wir Bilder eines befreundeten Regisseurs mit Musik untermalen. Doch was danach kommt - ich habe selbst keine Ahnung.
Noah: Derweil fühlt sich sich jedenfalls so an, als wäre das nächste Animal Collective - Album noch sehr weit weg.

Wir danken für das Gespräch.