Bitte keine Fragen zu "Dr. House". Die Rolle des grantigen Wunderdocs, die ihn weltweit bekannt machte, soll nicht die Rutsche sein, die sich Hugh Laurie ins Musikbusiness legt. Dafür nimmt der 55-jährige Engländer mit Anthropologie-Abschluss in Cambridge, von der Queen längst zum Officer des Order of the British Empire (OBE) ernannt, die Musik zu ernst. Die Liebe zum Blues brachte ihn im Juli auf die Grazer Kasemattenbühne. Warum eigentlich?

Piano, Gitarre, Drums, Mundharmonika und Saxofon: Angeblich beherrschen Sie all diese Instrumente. Werden Sie die alle auf der Kasemattenbühne spielen?

HUGH LAURIE: Nur Piano und Gitarre. Alle anderen Instrumente sind in besten Händen, und an sich finde ich es schwierig genug, diese beiden im Griff zu haben.

Nach Ihrem ersten Album "Let Them Talk", das dem New-Orleans-Sound gewidmet war, wagen Sie sich mit "Didn't It Rain" noch tiefer in die Gefilde des Blues vor. Wie lange geht das schon so? Und wohin soll das führen?

LAURIE: Keine Ahnung, wo das hingeht, ich trabe einfach fröhlich hinterdrein. Ich war nie ein großer Planer und lasse mich am liebsten treiben.

Wie haben Sie und der großartige Musikproduzent Joe Henry zueinandergefunden?

LAURIE: Mich an Joe Henry zu wenden, war das Beste und Gescheiteste, was ich je unternommen habe. Ich kannte und liebte die Alben, die er für andere produziert hat, und seine eigenen Alben sowieso. Im Grunde hatte ich einfach das ganz starke Gefühl, dass er der Richtige ist. Seine Art des Aufnehmens hat eine ganz eigene Aufrichtigkeit, eine Direktheit, die ohne technische Tricks, ohne schicke Politur auskommt. Es geht um Musiker, die eine Geschichte erzählen wollen. Zu meinem Glück haben wir uns sofort bestens verstanden. Inzwischen würde ich ihm sogar mein Leben anvertrauen.

Immer wieder wird versucht nachzuweisen, wie zeitgenössisch der altgediente Blues noch immer ist. Auf "Didn't It Rain" dagegen, mit seinen etlichen uralten Blues-Songs, scheint es Ihnen nur um Spaß an der Musik zu gehen. Welche Ambition habe ich übersehen?

LAURIE: Da gibt es überhaupt keinen Grund, misstrauisch zu sein. Einfach Spaß zu haben, ist doch toll. Mein Ehrgeiz war es, Lieblingssongs vorzustellen und zu hoffen, dass ich mit dieser Liebe andere Leute anstecken kann.

Es gab schon viele Versuche, den anhaltenden Appeal des einfachen 12-Takt-Schemas im Blues zu erklären. Wie lautet der Ihre?

LAURIE: Es ist seltsam, ja, aber wir spielen gar nicht so viele typische 12-Takt-Songs. Vielleicht verlockt die strenge Struktur zum Nachdenken über das, was man musikalisch und textlich ausdrücken will. Das lädt zur Konzentration und Verdichtung der Gefühle ein - wie jede klassische Form.

Jeder einzelne Musiker, mit dem man darüber spricht, sagt: Ja, es ist ein toller Beruf, live auftreten ist super, aber noch großartiger wäre das alles ohne das ewige Touren. Warum nehmen Sie die Mühen des Unterwegsseins auf sich?

LAURIE: Wahrscheinlich, weil ich nicht besonders schlau bin. Ich liebe es geradezu.

Um Geld geht es Ihnen dabei nicht, oder?

LAURIE: Nein.

YouTube-Clips von Ihren Gigs zeigen die Bühne oft randvoll. Mit wie vielen Musikern kommen Sie nach Graz?

LAURIE: Wir werden auf der Bühne zu acht sein. Keine Ahnung, ob das viel ist. Es gibt eben größere und kleinere Bands. Aber wir waren ungefähr gleich viele Leute bei den Aufnahmen, daher schien mir diese Anzahl auch auf Tour die richtige.

Was meinen Sie, warum gibt es mehr Schauspieler, die ihr Glück als Musiker versuchen, als Musiker, die es auch als Schauspieler probieren?

LAURIE: Ach, das geht ja doch in beide Richtungen. Schauspielerei und Musik sind zwei unterschiedliche Arten des Geschichtenerzählens, also zieht es die Leute, die es auf die eine Art versuchen, auch zur anderen hin.