Man braucht heutzutage gute Nerven. Wer am Donnerstagabend die ZiB 1, die wichtigste Nachrichtensendung des Landes, gesehen hat, dem haben eventuell sehr gute Nerven auch nicht mehr geholfen. Bilder von einer Massenpanik im Jemen, wo sich Menschen um kümmerliche Almosen angestellt haben. Das Bild einer sterbenden Schwangeren im Ukraine-Krieg. Der Bericht über die wachsende Armut in Österreich, wo sich Leute nicht mehr leisten können, die Wohnung zu heizen. Bilder von Traktoren, die Hühner zusammenfahren. Ein Bericht über die katastrophalen Folgen der Klimakrise auf die heimische Natur. Das Elend der Welt, komprimiert auf 15 Minuten. Zerquetsche Menschen, zerquetschte Tiere, Unglück über Unglück, aufgetürmt zu einem Berg, vor dem man verzweifeln muss.

Nicht, dass die Nachrichten die Welt schönen und Katastrophen zugunsten des Wohlfühlfaktors zensurieren sollten. Aber was soll man angesichts der Nachrichtenlage denken? Was denken sich junge Leute, die so etwas sehen? Soll man sich emotional verhärten, nur um die ganz normalen Nachrichten noch ertragen zu können? Auch in der Redaktion der Kleinen Zeitung wird oft über die Flut von schlechten Meldungen im eigenen Blatt diskutiert. Eine wirklich befriedigende Lösung für dieses Dilemma haben wir (und viele andere Redaktionen) noch keine gefunden.