Hannes Kartnig, 71, Ex-Fußballfunktionär und rechtskräftig verurteilter Betrüger, ist wieder da. "Der Kartnig" gehört ja zur der Art von Schlawiner, der man gerne mit Milde begegnet. Aber seine polternde Manier, seine Eitelkeit und sein zeitweilig kreativer Umgang mit den österreichischen Steuergesetzen haben ihm auch viel Ablehnung, bzw. mehrfache Verurteilungen zu Haftstrafen eingebracht. Jede Menge Neid auf den zumindest temporär enorm erfolgreichen Manager war immer auch mit im Spiel.
Darf sich der Sonnenkönig von einst nun im gebührenfinanzierten Scheinwerferlicht des ORF sonnen? Geht sich das für ein öffentlich-rechtliches Unternehmen aus? – Natürlich! Seit der Mann seine Strafen abgesessen hat, ist viel Wasser die Mur hinuntergeronnen. Es ist ja nichts vergessen, aber rechtlich alles vergeben. Und der ORF, der auch einen Unterhaltungsauftrag hat, macht nichts falsch, wenn er eine solch unterhaltsame Reizfigur zum "Dancing Star" macht. Die Medien lieben ihn ja immer noch, weil Kartnig gut für einen Sager und eine knackige Schlagzeile ist. Kartnig sorgt für Quote. Und die zählt heutzutage im Mediengeschäft mehr als je zuvor, auch der ORF wird zuallererst daran gemessen. Traurig, aber wahr. In diesem Fall ist es aber nicht weiter schlimm. Kartnig als "Dancing Star", das ist nur logisch und konsequent. Und vermutlich auch sehr lustig. Zumindest im Geschäft mit der Aufmerksamkeit ist Kartnig ja ein Virtuose: Dieser Mann hat gewusst, dass Aufmerksamkeit ein Geschäftsmodell ist, als die Influencer von heute noch in Abrahams Wurstkessel herumgeschwommen sind.
Medientagebuch
Hannes Kartnig als "Dancing Star": Reizfigur als Quotengarant
