Ist der Teufel schon im Haus, hat man die Tür zu spät geschlossen. Für "The Consultant" hat Oscarpreisträger Christoph Waltz wieder jene diabolische Maske aufgesetzt, die ihm zu Gesicht steht wie kaum jemandem in Hollywood: unergründlich böse, mit dem Zauber des Wundersamen.
Die achtteilige Serie von Amazon Prime führt den gebürtigen Österreicher wieder zurück zu seinen Wurzeln. Lange vor Quentin Tarantinos Karriere-Dosenöffner "Inglourious Basterds" (2009) spielte Waltz auch in deutschsprachigen TV-Serien wie "Kommissar Rex" oder "Derrick" – schon damals gerne den Bösen. Nun hat der 66-Jährige erneut eine Rolle in einer Serie. Freilich einer, die in ihrer Qualität auch für die große Leinwand wie gemacht wäre und an der er als ausführender Produzent beteiligt ist.
Worum geht es?
Schauplatz von "The Consultant" ist ein Firmenbüro in Los Angeles, wo hippe, austauschbare Menschen geistlose Spiele für das Smartphone entwickeln. An der Spitze steht ein Selfmademännchen von gerade 20 Jahren, ein Programmiergenie mit Angst vor dem "Game over".
Eines Tages spaziert der von Christoph Waltz gespielte obskure Firmenberater Regus Patoff ins Haus, der mit einer speziellen Arbeitsmethode auffällt: Er überredet Firmenchefs, sich auf einen teuflischen Deal einzulassen, der einige ungesunde Nebenwirkungen einschließt. Aber Hand aufs Herz, wer liest schon das Kleingedruckte?
Der empathielose Patoff wirft wahllos Belegschaft raus (Personalkosten senken), ruft Mitarbeiter nächtens an (Aktivität steigern), sorgt für Streit (Konkurrenz belebt das Geschäft). Wen kümmert, dass der Berater vom Produkt keine Ahnung hat: "Was genau machen wir hier eigentlich? Games für Handys? Und dafür bezahlen die Leute?", fragt er ungläubig. Goethes Faust lässt in "The Consultant" ebenso grüßen wie die Heuschrecken-Mentalität einer skrupellosen Geschäftswelt. Die obrigkeitshörige Belegschaft, die in Wohngemeinschaften lebt, weil das Leben in der Großstadt sonst nicht leistbar ist, bleibt von all dem emotional unberührt. Wie Lemminge taumeln die Mitarbeiter vorwärts, bis sie fallen.
In den 30-minütigen Episoden erzählt die Waltz-Serie mit einer Eindringlichkeit, die auffällt und sehr zeitgeistig wirkt: Bewusst flach gehaltene Figuren treffen auf den mysteriösen Berater, das Ambiente ist wie ein Computerspiel im Computerspiel. Zusammengehalten wird die Serie von einem groß aufspielenden Christoph Waltz.