Ach, es könnte so einfach sein, würde man meinen. Selbst ChatGPT könnte wohl in passabler Zeit das Drehbuch für eine RomCom, eine romantische Komödie, zusammentricksen. Schließlich braucht es dafür wie bei einem Becherkuchen nur ein paar Grundzutaten: zwei Liebeswillige, einen Hindernislauf mit Irrungen und Wirrungen, zumindest zwei schräge Vögel im Freundeskreis und genug Sehnsucht, um bis zum Happy End durchzuhalten. Dass es selbst mit zwei Stars, die in dem Genre echte Profis sind, keine Liebe für’s Leben wird, zeigt die neue Netflix-RomCom „Your Place or Mine“ mit Reese Witherspoon und Ashton Kutcher, die nach einer Liebesnacht seit vielen Jahren Freunde sind. Das mag auch daran liegen, dass Witherspoon eine Helikoptermum mit Sunshine-State-Hippie-Attitüde gibt, die sich selbst kleinmacht.

Es hat sich nämlich was getan im RomCom-Universum: Die modernen Versionen haben das Klischee „Ritter rettet Prinzessin“ abgelegt und sind im 21. Jahrhundert angekommen. Was hervorstechende RomComs wie „Frühstück bei Tiffany“, „Notting Hill“ oder „Bridget Jones“ in ihrer DNA haben, also den Spielarten der Liebe genauso viele Spielarten des Humors entgegenzusetzen, ist in vielen Neuproduktionen längst Realität. Doch ganz übernommen haben sie das Regiment noch lange nicht.
Vor allem im klassischen Liebesfilmsegment à la Rosamunde Pilcher bleibt alles wie gehabt. Ausnahme ist das ZDF, das heuer weniger Pilcher-Verfilmungen und Inga-Lindström-Filme drehen will, um eine jüngere Zielgruppe zu erreichen.

Wobei gerade bei Netflix und Co die RomComs längst nicht mehr nur rund um Weihnachten Hochkonjunktur haben. In den USA boomt der TV-Kanal „Hallmark“, der gar nicht mehr aus dem Liebesreigen herauskommt. Der Februar heißt hier naturgemäß auch Loveuary. Die neuesten Liebesfilme sind gar so etwas wie eine neue Unterkategorie: Erfolgreiche Frau kehrt in ihre Kleinstadt zurück und trifft auf ihre Jugendliebe. Zufall ist das keiner, die Fluchttendenz auf das Land, das ein scheinbares Idyll verspricht, darf man durchaus als post-pandemische Entwicklung werten. Das klingt verdächtig nach zu viel Biedermeier. Höchste Zeit, dass hier durchgelüftet wird.