"Hier im Ort kann man niemandem trauen" wird der Protagonistin Brünhilde Blum zwar erst in Folge zwei als Warnung mitgegeben, denken kann man sich das als Zuseher aber bereits von Beginn an. Die "Totenfrau", basierend auf der Thriller-Trilogie vom Tiroler Schriftsteller Bernhard Aichner, wurde zur sechsteiligen TV-Serie und die deutsche Schauspielerin Anna Maria Mühe mimt als Hauptdarstellerin besagte Blum, Inhaberin eines Bestattungsunternehmens in der Nähe von Innsbruck. Diese verliert bei einem vermeintlichen Unfall ihren Mann, stellt jedoch rasch fest, dass es Mord und ihr Mann dunklen Geheimnissen auf der Spur war.

Es ist nicht Mühes erste Literaturverfilmung, sie spielte bereits in "Jugend ohne Gott" und "Lila, Lila" mit. "Wenn die Rolle beim Lesen etwas in mir auslöst und ich die Regie spannend finde, entscheide ich mich dafür. Ob es dann eine Literaturverfilmung ist, ist für mich kein Kriterium. Wenn das Drehbuch gut ist und die Geschichte spannend, dann bin ich überzeugt." Und spannend ist "Totenfrau" allemal. Denn sie ist eine teils sehr brutale Serie und sicher nichts für schwache Nerven.

Die Motorrad fahrende Rächerin

Als Bestatterin attackiert sie etwa eine "ihrer" Leichen mit einer Elektroschockpistole, um die Handhabung des Gerätes auszutesten oder spricht als angebliches Model über ihre (vorgetäuschten) Vergewaltigungsphantasien, um die gewünschte Reaktion ihres Gegenübers zu provozieren. Für die Suche nach denen, die für den Mord an ihrem Mann verantwortlich sind, überschreitet sie in ihrer Verzweiflung oftmals Grenzen.

Doch trotz ihrer Coolness und ihrer Bereitschaft, die Trauer wegen ihres Verlustes hintanzustellen, wird die Motorradfahrende, gnadenlose Rächerin auch mit ihren eigenen Abgründen konfrontiert – und dabei kommt es zu einigen Kampfszenen. "Ich hatte ein tolles Stuntteam, mit dem ich mich zwei Monate körperlich auf die Rolle vorbereitet habe und ich die Kämpfe choreografiert habe", sagt Mühe. Beim Fahren mit der schweren Maschine hatte sie aber Hilfe: "Leider fahre ich selbst nicht, meine Stuntfrau hat die Szenen mit dem Motorrad übernommen."

Um sich bestmöglich in Blum hineinversetzen zu können, hat die 37-Jährige Schauspielerin auch Aichners Trilogie gelesen. "Krimis sind normalerweise nicht die Bücher, die ich gern lese. 'Totenfrau' ist allerdings sehr spannend und filmisch geschrieben." Und sie besuchte auch eine tatsächliche Bestatterin aus Innsbruck, die sich "meiner angenommen und mir alle Vorgänge, die ich innerhalb der Serie machen sollte, gezeigt hat". Mit dem Thema Tod gehe sich aber nun nicht anders um als zuvor.

Die nach "Freud" (2020) zweite gemeinsam von ORF und Netflix produzierte Serie wurde in Tirol, Wien und Niederösterreich gedreht, einen starken Dialekt vernimmt man bei den österreichischen Schauspielern aber nicht, lediglich die in Ost-Berlin geborene Mühe kann nicht überspielen, woher sie kommt. Dialektale Verständigungsprobleme zwischen Mühe und den österreichischen Kollegen gab es aber generell keine, denn: "Ich habe in meiner Kindheit viel in Österreich gelebt und war auch oft in Tirol im Urlaub." Eventuell wäre ein Disclaimer angebracht gewesen, in dem eine Abweichung vom Buch nicht schlecht gewesen wäre, in dem als Disclaimer erklärt würde, warum die österreichische Blum eine Deutsche ist.