Sagen wir, wie es ist: Martin “Marty” Markowitz (Will Ferrell) ist das perfekte Opfer. Zu nett zu allen, auch, weil er sich nicht wehren kann oder zu wehren traut. Dass er der Chef einer Stofffirma in New York ist, macht es nicht einfacher. Er, der Erbe, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Er, der im Universum lieber der schwach beleuchtete Stern denn der große Star wäre. Seine Schwester Phyllis (Kathryn Hahn) hält ihm den Rücken frei. Nach einer von Martys Panikattacken schickt sie ihn zum Psychologen – und löst damit ein Psychodrama aus, das von den 1980er-Jahren bis ins Jahr 2021 andauert. Denn fatalerweise beruht die Geschichte von Marty und seinem Psychologen Dr. Isaac “Ike” Herschkopf (Paul Rudd) auf einer wahren Geschichte.

Was als Podcast begann, wurde in eine achtteilige Serie gegossen: Eine Art feindliche Übernahme, in freundlicher Maske. Herschkopf dockt Folge für Folge wie ein Virus an Martys Defiziten an. Analysiert seine Schwächen und poliert mit dem üblichen Motivationsgequatsche sein Selbstbewusstsein auf. Und es kommt, wie es kommen muss: Marty blüht auf und giert nach Ike wie eine vertrocknete Blume nach Wasser. Am Ende wird Herschkopf Marty beinahe aus seinem eigenen Leben gedrängt haben. Bis dahin läuft vor allem Paul Rudd zur Höchstform auf. Als Psychologe, der nicht nur Marty abzockt, aber dessen kriminelle Energie von seiner unbändigen Gier überlagert wird, ein unverzichtbarer Lebensratgeber zu sein. Ein Bändiger der Irrungen und Wirrungen des Lebens, der sich in seiner Rolle als charmanter Psycho-Dandy mehr als gut gefällt. Dem echten Herschkopf wurde übrigens erst heuer seine Zulassung entzogen.

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