Irgendwann ist jeder, der spätnachts durch die Kanäle zappte, bei ihm hängen geblieben. Bob Ross, ein bärtiger Mann mit Wuschelfrisur, der an einer Leinwand steht und zeigt, dass man in 30 Minuten ein Landschaftsgemälde zaubern kann. Der Maler mit der Flüsterstimme und der unabänderlich guten Laune produzierte ein stimmungsvolles Kitschgemälde nach dem nächsten. Damit wurde er nicht nur bei nächtlichen Programmsurfern zum Kult, in den USA und später in Europa wurde Ross dank Malkursen und zigtausend verkaufter Utensilien zum millionenschweren Unternehmer.

Letzteres beleuchtet die Netflix-Doku „Bob Ross: Glückliche Unfälle, Betrug und Gier“. Der marktschreierische Titel, der so gar nicht zum Wohlfühlprogramm des Wald- und Wiesenmalers passt, bezieht sich auf die Zeit nach dem frühen Tod von Bob Ross 1995. Seine langjährigen Geschäftspartner haben offenbar enge Freunde und Ross’ Sohn David ausgebootet und scheffeln in seinem Namen bis heute Millionen. Angeblich gegen den Willen von Ross.

Abseits solcher (eh normaler) Diadochenkämpfe hat die Doku null Skandal-Potenzial. Ross war ein guter Kerl mit einem Herz aus Gold. Die größte Enthüllung über den Stimmungsmaler an der Staffelei: Der Afro war nicht echt.