Es ist ein bisschen so wie beim „Tatort“: Ihm Zeit zu schenken, kann eine herausragende Investition sein, echt ärgerlich oder sehr ermüdend. Mit „Willkommen Österreich“ verhält es sich seit 31. Mai 2007 ähnlich. Die Sendung zählt zum ORF-Inventar. Wie das Weintrinken vor Kamera. Ihre vielleicht nicht ganz ehrliche Bilanz: 250 Liter (Grissemann), 500 Liter (Stermann). Nicht jeder der vielen „Gags, Gags, Gags“ sitzt und nicht jede Parodie trifft es ins Schwarzhumorige. Christoph Grissemann und Dirk Stermann scheuen weder politische Unkorrektheit, Pointen-Seichtgebiete oder repetitive Altherren-Blödeleien. Nicht selten aber ist ein Dienstagabend mit ihnen fantastisch, direkt, treffsicher, witzig und brennt sich unvergesslich ins kollektive Fernsehgedächtnis ein. So viel TV-Satire wird einem hierzulande abseits der an diese erinnernde Realpolitik ja nicht geboten.


Unter PolitikerInnen, ORF-KollegInnen und jenen der Konkurrenz sind sie gefürchtet, auf manche Sendungen wie „Guten Morgen Österreich“ sind sie abonniert. Am schlimmsten ist es aber, sie ignorieren einen. 357.000 Menschen schalteten im Vorjahr im Schnitt pro Sendung ein. Im ersten Lockdown sendete das Duo sogar aus seinen Wohnzimmern und wirkte dabei auffällig frisch.


Heute geht die 500. Sendung der Humor-Veteranen on Air. Und weil ihre Witzchen nicht nur vor ihrem Arbeitgeber, sondern auch vor sich selbst nicht Halt machen, haben wir beide gefragt, was sie am anderen noch lustig finden. Grissemann hatte keine Lust aufs Antworten. Stermann: „Ich finde, dass er ein großer Parodist ist. Als Fellner muss ich oft über ihn lachen.“ Bei der Wahl der zu Parodierenden sind sie nicht wählerisch. Durch den Kakao gezogen wird jede und jeder, vom Bundespräsidenten bis zum Provinz-Bürgermeister. Den Rest erledigen die famosen maschek.

Per Eigendefinition befinden sich beide in einer „Zweckehe“. Nach ihrem Beziehungstipp gefragt, erklären sie: „Kein Sex.“ Schon bei der 300. Sendung sagten sie zur Kleinen Zeitung über ihre Ehekrisen: „Nur“ (Grissemann). „Es gibt mehr Krise als Ehe, aber eine Scheidung wäre für uns beide zu teuer“ (Stermann). Ist der 1000er das Ziel? „Wieso nur 1000?“ Der Seniorenclub hatte bekanntlich 1238 Folgen. Einer, der unter ihnen groß wurde, war Peter Klien. Vermissen Sie ihn? „Ich habe gehört, dass er jetzt endlich Zeit hat, seine Wohnung aufzuräumen. Das ist sehr gut“, sagt Stermann.

Und welchen Gast haben beide noch nie bekommen? „Barack Obama. Er würde kommen, aber Grissemann will nicht auf Englisch reden.“ Heute Abend stehen die Gäste schon: die Kabarettisten Michael Niavarani, Klaus Eckel, Omar Sarsam. Klingt nach Schmäh-Routine. Aber wissen kann man es nie.