Selten las sich die Tagesordnung für das ORF-Plenum so langweilig und ohne möglichen Zündstoff wie die heutige. Obwohl man sich auf dem Küniglberg in einem Wahljahr befindet, wird es erst bei der nächsten Stiftungsratssitzung am 10. Juni spannend, wenn das Prozedere bis zur Wahl des Generaldirektors festgelegt ist. Auszugehen ist davon, dass man sich bis Mitte Juli bewerben kann, Stiftungsräte könnten jedoch bis 1. August weitere Bewerber nachnominieren.
"Wer jetzt schon aus der Deckung geht, hat kaum Chancen", sagt ein Stiftungsrat hinter vorgehaltener Hand. Am 10. August wählt das 35-köpfige Gremium nach den Hearings den neuen oder alten ORF-Boss. Einen Monat später werden die Fachbereichs- und die neun Landesdirektoren gewählt.

Gerade bei den Fachbereichen (Technik, Radio, Programm, Finanzen) dürfte kein Stein auf dem anderen bleiben. Daher will der noch amtierende Technik- und Online-Direktor, Michael Götzhaber, vorsorgen und – so wird es kolportiert – als gebürtiger Klagenfurter das Landesstudio Kärnten übernehmen. Ein Muskelspiel zwischen ihm und der erfolgreichen Landesdirektorin Karin Bernhard, die den Sessel nicht räumen will, ist zu erwarten.

Heute wird im Stiftungsrat bloß ein Aufsichtsratsmitglied der GIS bestellt, werden Tarifwerke der kommerziellen Kommunikation genehmigt und der Status quo zum multimedialen Newsroom auf dem Küniglberg präsentiert. Zudem stellt Direktorin Kathrin Zechner internationale und nationale Trends wie etwa Anthologie-Serien und Science-Comedy vor (Bericht des Programmausschusses). Eskapismus sei der stärkste Treiber von Formaten, ob sie Revivals, Spin-offs oder brandneu sind.
Die ORF-Strategie lautet: Innovationskraft stärken, lineare Sendungsmacher werden zu umsichtigen, multimedialen Produzenten. Keine Produktion wird ohne digitale Tangente gedacht.