Krisenzeiten, so heißt es bekanntlich in den hellen, großflächig verglasten Büros von Beraterfirmen, sind ideale Zeiten für Veränderungen. Im Jahr 1968 war das noch der Schnee von übermorgen, aber Liebeskummer und fehlende Selbsterfüllung im Job erfüllen die Kriterien auch recht gut. Und so schritt in diesem Jahr ein gewisser Giorgio Rosa hemdsärmelig zur Tat, weil er erstens seine eigene Insel bauen will und die, zweitens, sechs Kilometer außerhalb der italienischen Küste vor Rimini liegen wird. Wer denkt, ein Drehbuch von Spinnern über Spinner für Spinner, liegt falsch – aber nur, was das Drehbuch betrifft, der Rest ist so passiert.

Die filmische Umsetzung des Lebenstraums, in internationalen Hoheitsgewässern eine 400 Quadratmeter große Plattform zu bauen und dort seinen eigenen Staat auszurufen, ist allerbestes Krisenkino. Wie ein Grüppchen Aussteiger zumindest im Film die italienische Regierung, die UNO und sogar den Vatikan auf Trab hält, ist nicht nur kurzweilig, sondern eine dezidierte Aufforderung an alle Freigeister, sich niemals unterkriegen zu lassen. Das alles eingerahmt in ein Sixties-Italoflair, stark koloriert, sehr beschwingt, mit viel schlechten Frisuren und einem echten Kriegsschiff. Ahoi!

Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel, Netflix.