Wer die viel und oft zitierte Spaltung Amerikas erleben will, muss gar nicht erst von der Couch aufstehen. Es genügt, zwischen den Sendern CNN und Fox News hin- und herzuzappen. Unterschiedlicher könnte die Welt nicht sein: Da die liberale, eher linke Weltsicht, dort die radikal konservative Weltsicht, deren Talkshow-Hosts auch zu Verschwörungstheorien neigen. Dass sich am Samstag die „New York Post“ von Donald Trump abgewandt und sogar einen Artikel über Joe Biden mit „It’s Joe Time“ veröffentlicht hat, schaut nach Kehrtwendung aus. Ist es aber nicht. Fox News und die „New York Post“ sind Teil eines gigantischen Medienimperiums, dessen Frontman Rupert Murdoch (89) heißt. Der Begriff Meinungsmacher wurde für ihn erfunden, im Vergleich mit ihm sind alle anderen nur Dilettanten. Was in den 1950ern mit einer Regionalzeitung in Australien begonnen hatte, baute er zum weltumspannenden Netzwerk aus. 1969 folgte Großbritannien, die „Sun“ machte er zum stimmungsmachenden Revolverblatt, das er klar für den Brexit positionierte. Kampagnenjournalismus in Reinkultur.

Trumps politische Karriere wurde von Beginn an von Murdoch unterstützt – bis jetzt. Zuletzt stieg Fox News sogar aus einer Pressekonferenz aus, in der Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany von Wahlbetrug sprach. Keine Beweise, hieß es lapidar von Fox. Die Frage heißt also immer auch: Was plant Murdoch? Der ist in erster Linie Geschäftsmann, auch wenn er sein Medienimperium News Corporation 2019 redimensioniert hat – mit dem Verkauf der 21st Century Fox Group an Disney um knapp 70 Milliarden Euro. Was für ein Familienbetrieb! Man müsste das glatt in Serie gießen, hätte man das nicht schon: Mit „Succession“ (Sky und auf Amazon zu kaufen) ist seit zwei Jahren eine vielfach ausgezeichnete HBO-Serie auf dem Markt, die fiktiv hinter die Kulissen des Murdoch-Clans blickt. Im Zentrum steht der Medienmogul Logan Roy, der nicht abtreten will und seine Kinder wie ein Imperator in der Arena vor sich hertreibt. Wenn es eskaliert, trifft man sich freilich zum Familienretreat – wie bei den Murdochs eben auch.

Den Kampf um die Gunst des Vaters führen in der Serie die Brüder Kendall und Roman. In der Familie Murdoch heißen sie Lachlan und James, wobei Letzterer im Sommer den Bruch vollzog und aus dem Vorstand von News Corp ausstieg: Der 47-Jährige hat ein Problem mit Klimawandelleugnern, und genau das sind einige Murdoch-Medien im von Buschbränden gebeutelten Australien. Ob Trotz oder nicht: Im Wahlkampf hat James Murdoch finanziell Joe Biden unterstützt. Das wird den Drehbuchautoren der Serie, die um eine dritte Staffel verlängert wurde, gefallen. Schließlich weiß man derzeit ohnehin oft nicht: Was ist real und was Satire?

Rupert Murdoch mit seinen Söhnen Lachlan (links) und James (rechts)
Rupert Murdoch mit seinen Söhnen Lachlan (links) und James (rechts) © (c) imago images/Parsons Media (imago stock&people via www.imago-images.de)