ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz spricht „von einer Konzert-Reihe, die nur im heurigen Jahr entstehen konnte“. Worauf André Heller mit Freude reagiert: „Ich habe geglaubt, es hätte sich nur um zwei Teile gehandelt. Jetzt habe ich erstmals von einer Reihe gehört. Hiermit nehme ich dieses Angebot sofort an!“ Aber zurück zum Anfang: „Durch den Corona-Lockdown haben Künstler weltweit Publikum verloren. Da haben wir uns beim ORF gesagt, dass wir – mit bestmöglichen Kräften – Künstlern aus verschiedenen Genres eine Bühne bieten und somit die Gelegenheit schaffen wollen, dass die Verbindung von Künstlern und Publikum auch in Corona-Zeiten nicht abreißt. Also haben wir mit auch André Heller gesprochen, der ja nicht zuletzt durch seine Berliner ‚Rosenkavalier‘-Inszenierung mit der Klassik eng verbunden ist“, erläutert Wrabetz.

Heller selbst schlug dann vor, in seiner Wohnung in einem barocken Haus in der Wiener Innenstadt Hauskonzerte nachzuempfinden. Nicht wie einst vor einem kleinen, erlesenen Kreis, sondern vor einem großen Publikum – dem von ORF III. Und mit großen Sängern unserer Zeit, im konkreten Fall den Opernstars Camilla Nylund und Günther Groissböck. Und einem Crossover-Programm: „Mein Credo war: Wenn wir alle schon so ein Risiko eingehen, dann probieren wir etwas aus. Lassen wir uns aufeinander ein und machen wir uns vielleicht auch über manche Dinge lustig. So entstand ein Wechselbad der Überraschungen“, verrät Heller. Groissböck etwa sang zum ersten Mal in seinem Leben Wienerlieder.

Das Schöne: „Sie haben es für eine lächerliche Gage gemacht, sagten: ,Red’ ma net übers Geld!‘“ Heller schmunzelt: „Wenn man für einen Sender wie ORF III arbeitet, hat man stets das Gefühl, dass man ein Gönner ist. Geld haben die nie, aber: Es passiert immer etwas. Selbst wenn von schlechten Quoten die Rede ist: Hat man zum Beispiel nur 30.000 Zuschauer, so ist das noch immer mehr als zwei Mal die ausverkaufte Wiener Stadthalle.“ Camilla Nylund, bedeutende Strauss-Sängerin, trägt u. a. „Jenny“ von Kurt Weill, „Das Lied ist aus“ von Robert Stolz und „Ne me quitte pas“ von Jacques Brel.

Dass Hellers Wohnung zum TV-Studio wurde, war nicht ganz einfach: „In meiner kleinen, barocken Welt zu leben, bedeutet, wenn man über den Fußboden geht, auch: knarren. Wir mussten den Boden also abdichten und für die Kameras Schienen legen. Das war am Ende wie Mini-Hollywood“.
„André Hellers Hauskonzerte“: ORF III, 26. Oktober und 22. November, 20.15 Uhr, mit dem österreichischen Bass Günther Groissböck und der finnischen Sopranistin Camilla Nylund.