Sie fungieren bei der neuen Amazon-Serie „Alex Rider“ als Executive Producer und haben bei den ersten vier Folgen Regie geführt. Wie kam es dazu?

ANDREAS PROCHASKA: Das war eine direkte Konsequenz von „Das Boot“. Jemand vom Weltvertrieb von „Sony“ hat sich nach mir erkundigt, mein englischer Agent hat mir das Drehbuch zukommen lassen. Dann gab es ein erstes Skype-Gespräch, da ging es noch um die Regie. Dann wurde ich nach London eingeflogen und habe mein Konzept präsentiert. Dann ist der „Executive Producer“-Credit dazugekommen.

Was bedeutet das genau?

Das bedeutet, dass ich den ganzen Look der Serie definiert habe. Ich war ins Casting ebenso involviert wie ins Erstellen des visuellen Konzepts wie in die Besetzung des „Head of Departement“, aller wichtigen Positionen. Mein kreativer Input war also gefragt.

Hat dieses Projekt Ihren Schritt in die Internationalität besiegelt?

„Das Boot“ war schon ein erster Schritt dahingehend, aber ich habe nie die Absicht gehegt, meinen Heimatmarkt komplett hinter mir zu lassen. Wenn man draußen unterwegs ist, lernt man das, was man zu Hause hat, schon sehr zu schätzen. Das nächste Projekt mache ich hier.

Erzählen Sie uns mehr!

Es handelt sich um einen Zweiteiler für ZDF und Servus TV, den wir in Südtirol drehen.

Andreas Prochaska bereitet sich gerade auf einen Dreh für einen ZDF/Servus TV-Zweiteiler mit Tobias Moretti vor
Andreas Prochaska bereitet sich gerade auf einen Dreh für einen ZDF/Servus TV-Zweiteiler mit Tobias Moretti vor © KLZ/Lisa Steinthaler

Sie haben fürs Kino, fürs TV und für Streaming-Dienste gearbeitet. Gibt es dort wirklich so viel Geld?

Wir hatten ein Budget von zwei Millionen Pfund (rund 2,2, Millionen Euro) pro Folge für 45 Minuten. Das klingt im ersten Moment viel. Am Ende des Tages kochen aber alle nur mit Wasser und man hatte genauso Budget-Diskussionen wie bei jeder österreichischen Produktion. Wenn man in London dreht, schrumpft das Budget sehr schnell, englische Teams sind viel größer. Was super ist, ist der große Pool an wahnsinnig spannenden Schauspielern. Mit Leuten wie Vicky McClure oder Stephen Dillane zu arbeiten, macht unglaublich Spaß.

Bei einigen Szenen konnten Sie sich dennoch austoben.

Im Drehbuch stand u. a. für Folge 2 ein Schuppen im Wald. Ich bin bei den Recherchen draufgekommen, dass es super wäre, auf einer ehemaligen Atomwaffenbasis zu drehen. So kam es auch. Ich habe Dinge, die im Buch klein beschrieben waren, so groß wie möglich gemacht.

Kannten Sie die Jugendromane von Anthony Horowitz davor?

Nein, so konnte ich unbelastet an die Sache herangehen. Mir ist erst nach und nach bewusst geworden, dass „Alex Rider“ in England mit mehr als 20 Millionen verkauften Buchexemplaren und einer großen Fan-Gemeinde ein Riesenthema ist.

Bietet sich eine Fortsetzung an?

Die zweite Season ist schon bestellt – zwei Wochen nach Start.

Sind Sie wieder dabei?

Nein, ich bin kein Mann für eine zweite Staffel. Es war super, das aufzusetzen und künstlerisch zu etablieren, aber wegen Corona hätte ich jetzt monatelang in England bleiben müssen.

Wann arbeiten Sie wieder fürs Kino?

Hoffentlich bald. Ich bin ständig auf der Suche nach einem neuen Kinostoff. Es ist für mich nach „Das finstere Tal“ schon ein paar Jahre her, aber wenn ich etwas für das Kino mache, muss das schon etwas Besonderes sein. Ich stelle mir auch immer die 10-Euro-Frage, also welcher Stoff stark genug dafür ist, dass er die Leute dazu bewegt, ihr gemütliches Zuhause zu verlassen und ins Kino zu gehen. Da wird die Luft sehr schnell dünn, denn ich möchte nichts machen, was ich mir nicht auch selbst anschauen würde. Ich mache mir im Moment schon ein bisschen Sorgen um die Kinokultur insgesamt, mit dem ganzen Corona-Irrsinn.

Waren Sie selbst schon wieder im Kino?

Ich muss gestehen, ich war noch nicht im Kino. Ich bin aber in der luxuriösen Situation, dass ich im Keller einen Beamer hängen habe und eine zwei Meter große Leinwand. Und wenn einer mit dem Popcorn raschelt, dann bin ich das selber. Mein Bedürfnis unter Menschen zu gehen, ist leider auch eingeschränkt. Ich versuche nicht paranoid zu sein, aber wenn ich in Vorproduktion bin, versuche ich alle Plätze, wo man mit vielen Menschen in Kontakt kommt, eher zu vermeiden. Wenn sich jetzt alle Leute so verhalten wie ich, na dann „Gute Nacht“.