ORF 1 sei nicht mehr zu retten, sagte kürzlich ein Mitglied des Stiftungsrats zur Kleinen Zeitung. Als jüngst der Publikumsrat tagte, betonte Generaldirektor Alexander Wrabetz hinsichtlich des Sorgenkinds ORF 1 „nicht die Flinte ins Korn werfen zu wollen“, sondern „viel Druck zu entfalten, dass die Dinge sich bessern“. Golli Marboe, der Neos-Vertreter im Publikumsrat, hatte gefordert, ORF 1 als einen mehrsprachigen mitteleuropäischen Sender neu zu gründen – ein Vorschlag, den Wrabetz „weder für realisierbar noch für sinnvoll“ hält.

Nun denn: Der Rückgang des Publikumsinteresses am „jungen“ Sender der ORF-Flotte (Zielgruppe: 12- bis 49-Jährige) war auch während der Coronakrise nicht zu stoppen. Einer der Tiefpunkte: Mit der „Dok.1“-Leiste, die Channelmanagerin LisaTotzauer eigentlich für eine Quotenverbesserung von Donnerstag auf Mittwoch verlegte (mit „Talk 1“ und „Gute Nacht Österreich“ im Schlepptau), lockte man Ende Mai im Schnitt bloß 165.000 Zuschauer an – und lag beim Gesamtpublikum an besagtem Mittwoch (Tagesmarktanteil: 3,8 Prozent) nur mehr knapp vor den Privatsendern ATV und Puls 4. Die Woche drauf ging es noch tiefer (141.000 Seher). Der Monatsmarktanteil Mai betrug 6,5 Prozent – ein Minus von 1,5 Prozent im Vergleich zu 2019. Besserung ist durch die vielen Wiederholungen nicht in Sicht.

Wie heute Abend „Walking on Sunshine“. Letzten Montag kam die Serie über Wetterfrösche auf 152.000 Seher im Schnitt (fünf Prozent Marktanteil). Krimis funktionieren indes selbst noch beim Dacapo: Die „Soko“-Reihen interessieren dienstags nach wie vor knapp 500.000 Seher. Neuer Stoff sei zwar mit einer bösen Darknet-Serie und einer launigen Familientherapie-Serie in Vorbereitung, aber noch nicht drehreif – und das nicht wegen Corona.