Laut Drehbuch stirbt Ihr Vorgänger. Wollte Franz Xaver Kroetz, der den Amtsrichter spielte, nicht mehr?
HARALD KRASSNITZER: Offensichtlich, aber ganz genau habe ich das nie in Erfahrung gebracht. Für meine Zusage war entscheidend, dass es mir eine Freude war, einmal mit Franz Xaver Bogner arbeiten zu dürfen, der für Regie und Drehbücher von „Über Land“ zuständig ist. Er hat eine gute, sehr spannende Art zu erzählen. Mir taugt an den Drehbüchern auch die bayerische Art des Miteinander-Umgehens bei der Suche nach Gerechtigkeit.

Beschreiben Sie bitte Ihre Figur Bachleitner!
Bachleitner ist ein recht kantiger Mann, ganz anders als mein „Tatort“-Kommissar Moritz Eisner. Er hat einen starken Gerechtigkeitssinn, ein ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein, das sich im Wesentlichen auf das Gesetzbuch stützt.

Mit Ihrer von Maria Simon gespielten Fahrerin Frieda haben sie einen ulkig-frechen Gegenpol?
Die muss Hans Bachleitner auf Wunsch seines Vorgängers übernehmen. Die junge Chauffeurin handelt eher aus dem Bauch, was nicht immer unwichtig ist, aber wenn ihr Chef dann für sie Partei ergreifen soll, ist er in seiner Herangehensweise natürlich eingeschränkt. Frieda sorgt jedenfalls dafür, dass ihm nie langweilig wird ...

Was ist denn mittlerweile beim „Tatort“ los?
Die Dreharbeiten zur aktuellen Folge haben wir vor rund drei Wochen aus bekannten Gründen abbrechen müssen. Wir hoffen, dass wir ab Mitte Mai wieder loslegen können. Danach sollen eigentlich noch zwei weitere „Tatorte“ heuer produziert werden.

Die unfreiwillige Pause verbringen Sie mit Ihrer Familie in Ihrem Domizil in Wuppertal. Dem Vernehmen nach mit viel Holzhacken?
Nicht nur. Auch mit Spazierengehen, außerdem liegen Bücher auf meinem Nachtkastl, für die ich sicher länger brauchen werde. „Ulysses“ und „Alles unter dem Himmel – Vergangenheit und Zukunft der Weltordnung“ vom chinesischen Philosophen Zhao Tingyang. Und noch einmal lesen möchte ich, gerade jetzt, den „Zauberberg“ von Thomas Mann.

Heuer bahnt sich auch ein Jubiläum an. Am 10. September werden Sie 60. Wie werden Sie feiern?
Das wissen wir ja nie.

Wird nicht früher oder später der alte Trott zurückkehren?
Nein. Ich glaub, das geht nimmer.

Klingt sehr pessimistisch?
Wundert Sie das? Anhand dessen, was wir gerade jetzt erleben, merken wir ja, wie verletzlich wir sind. Abgesehen von all dem, habe ich den Kult von Geburtstagsfeiern nie richtig verstanden. Ich ziehe mich lieber zurück und bin froh, wenn ich meine Ruhe hab!