Herr Klien, ist die neue Show notwendig geworden, nachdem Sie mittlerweile alle Politiker von Ihren Außeneinsätzen für „Willkommen Österreich“ kennen?
PETER KLIEN: Nein, das glaube ich nicht. Beim letzten Beitrag über die EU-Wahl hat man auch gesehen, dass man mich kennt – und trotzdem mit mir spricht. Es hat sich irgendwie zum Guten gewandelt, dass nur noch ganz wenige vor mir davon laufen. Das war nicht der Hauptgrund.

Österreich hat wenig Erfahrung mit dem Konzept Late Night Show. Sind die Zuschauerinnen und Zuschauer schon reif dafür?
Auf jeden Fall. Man sieht das in den sozialen Medien, wie stark sich die Jugend mit diesen Formaten auseinandersetzt – egal ob deutsche Polit-Satiren oder News-Comedys, wo satirische Inhalte im Nachrichten-Stil behandelt werden. Das hat bei der Jugend extrem viele Fans. Ich bin recht zuversichtlich, dass es in Österreich dafür ein Publikum gibt – und nicht nur bei den jungen Leuten.

Was darf das Publikum ab sofort jeden Donnerstabend von Ihrer Show „Gute Nacht Österreich“ erwarten?
Die Motivation ist, sich ein bisschen genauer mit Inhalten auf einer Comedy-Ebene auseinanderzusetzen. Ich nenne das Polit-Satire mit recherchierten Inhalten und nehme Themen mit der Rechercheplattform „Dossier“ genauer unter die Lupe – aber immer mit einem humorvollen und einem zwinkernden Auge, wobei man das Auge aber auch manchmal nicht zudrücken möchte.

Wir befinden uns mitten im Nationalrats-Wahlkampf. Wenn man die Spitzenkandidaten nun humortechnisch aufstellen müsste: Wer würde gewinnen, wer verlieren?
Sebastian Kurz und Pamela Rendi-Wagner tun sich nicht so leicht mit Humor. Alle anderen – also Norbert Hofer, Beate Meinl-Reisinger, Peter Pilz und Werner Kogler – haben auf ihre Art und Weise einen sehr ausgeprägten Sinn für Humor – auch wenn es sich im Einzelfall im Gespräch dann anders zeigt.

Also die Humor-Wahlprognosen sähen ganz anders aus?
Absolut. Ich glaube, alleine was den Humor anbelangt, müsste sich Peter Pilz (Liste „Jetzt“) keine Sorgen machen, noch einmal in den Nationalrat einzuziehen.

Bevor Sie auf der Kabarettbühne gestanden sind oder das ORF-Mikro gezückt haben, waren Sie Systembibliothekar. Was charakterisiert denn aus Ihrer Sicht das System der heimischen Politik?
Je tiefer man in das System eindringt, desto genauer sieht man die feinen Balancen und kleinen Nuancen. Erkennt, wie eingespielt das alles ist und wie anders es hinter als vor den Kulissen aussieht: dass Vieles nur Show ist und hinter den Kulissen gar kein Thema ist.

Der Showstart war schon lange vor dem Ibizia-Video und den folgenden Umbrüchen bekannt.
Absolut richtig. Daher meine tiefe Dankbarkeit gegenüber FPÖ, im Speziellen an die Herren Heinz-Christian Strache und Johannes Gudenus.

Gibt es Persönlichkeiten, die Sie auf der Politikbühne vermissen? Ein paar sind ja mittlerweile weg.
Ich werde mich vermutlich nie hinreißen lassen, jemanden zu vermissen. Ich sehe das alles relativ emotionslos. Ich sehe mir das an, kommentiere es, aber emotionell bin ich nicht zu verbindlich. Kurzfassung: Ich vermisse niemanden in der Politik.

Gibt es bei Satire Grenzen?
Die Grenze von Satire ist ganz einfach: Sie darf nicht langweilig sein. Und: Das Strafrecht darf man nicht brechen. Mein Zugang ist der, dass ich nicht um jeden Preis provozieren möchte. Es geht mir nicht darum, Krawall zu schlagen, sondern ich möchte gezielt auf bestimmte Missstände hinweisen – und da gibt es dann allerdings keine Grenze.