Durchmarsch: Sehr freundlich, fast väterlich wurde der steirische ORF-Chefredakteur Gerhard Koch vom Stiftungsratsvorsitzenden Norbert Steger im spacigen Sitzungssaal begrüßt - und schon vor dessen Kür als Landesdirektor tituliert. Die Bestellung zum Landesdirektor des ORF Steiermark (bis zum Ende der Geschäftsführungsperiode 2021) erfolgte dann auch einstimmig durch das 35-köpfige Gremium auf dem Wiener Küniglberg. Alexander Wrabetz, auf dessen Vorschlag die Wahl erfolgte, betonte, dass Koch der "bei weitem Qualifizierteste" gewesen sei.

Verließen Sie gerade stolz das Plenum?
GERHARD KOCH: Das Ergebnis freut mich natürlich extrem in dieser Eindeutigkeit, ich bin mir aber auch der Verantwortung bewusst.

Sie hatten mit Gernot Rath und Sigrid Hroch ja auch zwei Mitbewerber aus dem eigenen Landesstudio. Schadete das der Stimmung?
KOCH: Nein, denn es lief alles fair und ohne Grabenkämpfe ab, wofür ich auch sehr dankbar bin. So entstand keine Gefahr für eine Spaltung unseres Funkhauses.

Der Salzburger Ex-ORF-Landesdirektor Roland Brunhofer will Beschwerde einlegen, weil er sich für den geeigneteren Kandidaten hält. Was sagen Sie dazu?
KOCH: Das kommentiere ich nicht.


Wo sehen Sie erste Optimierungspotenziale?
KOCH: Ich möchte einer genauen Analyse nicht vorgreifen und muss mich da noch einarbeiten. Auf jeden Fall werde ich mit den Bereichsverantwortlichen reden, wo sie Optimierungsmöglichkeiten sehen, die wir vielleicht noch nicht genutzt haben.

Wo werden Sie im journalistischen Bereich die erste Marke setzen?
KOCH: Wir sind ja in Radio, Fernsehen und Online sehr erfolgreich; die Einschaltquoten für „Steiermark heute“ lagen im Vorjahr bei durchschnittlich 170.000, heuer bisher bei rund 200.000, im Radio sind wir Marktführer in der Steiermark. Die Hauptaufgabe wird es also wohl sein, die Rolle des elektronischen Informationsnahversorgers zu bewahren und vielleicht noch auszubauen.

Aber wo wollen Sie inhaltliche Schwerpunkte setzen?
KOCH: Ich habe vor, noch mehr zu den Menschen hinauszugehen und ihre Geschichten zu erfahren. Wir werden im Fernsehbereich mehr Live-Einstiege bringen, wie etwa letzte Woche von der Klimaschutz-Demo der Schülerinnen und Schüler. Ich werde forcieren, dass wir uns direkt von Ereignissen melden, nicht nur bei Großereignissen wie der Diagonale oder dem Skirennen in Schladming, sondern auch mit weniger prominenten Themen.

Und wie wollen Sie mit den nicht planbaren Themen umgehen? Da hat der steirische ORF bisher vergleichsweise behäbig reagiert.
KOCH: Das sehe ich nicht so. Denken Sie an die Lawinensituation in der Obersteiermark im heurigen Winter, da waren wir irrsinnig schnell und mit journalistisch anspruchsvoller Berichterstattung am Ort des Geschehens.

Wie sieht es mit dem Projekt der Bundesländer-News kurz vor der "ZiB 2" aus?
KOCH: Derzeit haben wir keinen Auftrag dazu, das Projekt ist wohl in der Warteschliefe. Wir haben freilich wie gewünscht 2018 einen Piloten abgeleifert. Es soll ja keine Zusammenfassung von "Steiermark heute" bzw. "Bundesalnd heute" sein.

Wen werden Sie zu Ihrem Nachfolger als Chefredakteur machen?
KOCH: Der Plan ist natürlich: So rasch wie möglich! Noch bin ich das ja selbst, meine Amtszeit als Landesdirektor beginnt am 1. Mai. Es gibt für den Job des Chefredakteurs eine Bewerbungsfrist, danach eventuell ein Hearing. Dann macht der Landesdirektor dem Generaldirektor einen Vorschlag.

Haben Sie schon jemanden für den Job im Auge?
KOCH: Favoriten werde ich keine nennen.

Chefinnen sind im ORF noch eher rar. Könnte es eine Frau werden?
KOCH: Frauen sind bei gleichwertiger Qualifikationen zu bevorzugen, das ist im ORF Standard.

Wie sehen Sie die gerade wieder aufgeflammten Debatte um die ORF-Gebührenreform? Ist das eine Bedrohung für den Sender?
KOCH: Ich muss das wohl so sehen wenn ich die Presseberichterstattung der letzten Wochen verfolge. Und natürlich bin ich kein Freund der Finanzierung aus öffentlichen Budgetkassen. Ich bin ein Verfechter der Gebühren.

Was werden Sie tun, sollten Sie im Landesstudio sparen müssen?
KOCH: In den letzten Jahren haben wir unser Leistungsangebot ausgeweitet, gleichzeitig die Anzahl der Angestellten im Landesstudio Steiermark durch Nicht-Nachbesetzungen und ohne Kündigungen um ein Drittel reduziert. Soviel ich weiß, ist das bei anderen Landesstudios ähnlich. Ich sehe da also wenig Potenzial.

Traditionell kann man ohne Unterstützung des Landeshauptmanns nicht ORF-Landesdirektor werden. Sehen Sie sich da in gutem Einvernehmen mit der Politik?
KOCH: Meine Partei ist seit 34 Jahren der ORF. Ich denke, ich habe in den letzten 20 Jahren als Chefredakteur gezeigt, dass ich als Journalist unabhängig bin. Das werde ich als Landesdirektor beibehalten.