In der Causa Festspiele Erl ist eine Entscheidung an einer der vielen Nebenfronten ergangen: Die Medienbehörde KommAustria hat den ORF wegen eines Beitrages in den "Seitenblicken" verurteilt und zu einem Widerruf ebendort verdonnert. Der Grund: Eine Verletzung des ORF-Gesetzes. Die Behörde leistete damit einer Beschwerde des Bloggers Markus Wilhelm Folge, der die Causa ins Rollen gebracht hatte.

In dem Beitrag Mitte Mai hatten die "Seitenblicke" Kuhn in einem Kloster in der Toskana besucht, in dem der "Maestro" eine Musikakademie leitet. Dabei war seitens des Gestalters des Beitrages von "haltlosen Anschuldigungen" gegen den Dirigenten unter anderem hinsichtlich der angeblichen sexuellen Übergriffe die Rede. Zu Wort kamen neben Kuhn selbst noch Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und der Anwalt des Künstlers, Ex-Justizminister Michael Krüger (FPÖ). Alle drei echauffierten sich über die Vorwürfe, Gusenbauer sprach von einer "schrecklichen Zeiterscheinung", weil mittlerweile "jeder über jeden alles behaupten" könne.

"Keine Möglichkeit zur Stellungnahme"

Dem Beschwerdeführer, also Wilhelm, sei "keine Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt" worden, rügte die KommAustria nunmehr in ihrem Bescheid, den der Blogger online stellte. Der Sender habe beim "durchschnittlichen Seher" den Eindruck erweckt, dass bereits feststehe, dass "die vom Beschwerdeführer erhobenen Vorwürfe gegen den künstlerischen Leiter der Tiroler Festspiele Erl unzutreffend seien". ´

Gegen Kuhn laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Mehrere Künstlerinnen bezichtigen ihn der sexuellen Übergriffe. Der "Maestro" hat inzwischen die künstlerische Leitung zurückgelegt.

ORF-Sprecher: Bescheid werde geprüft

Dem ORF wurde nunmehr aufgetragen, innerhalb von sechs Wochen ab Rechtskraft des Bescheides einen Widerruf zu veröffentlichen, in dem der "Verstoß gegen das Objektivitätsgebot" eingeräumt wird. Ein ORF-Sprecher erklärte gegenüber der APA, dass der Bescheid derzeit von Juristen des Hauses geprüft werde. Dann soll über die weiteren Schritte entschieden werden.

Die Festspiele stehen wegen der Causa seit Monaten in den Negativschlagzeilen. Besonders nachdem fünf Künstlerinnen in einem offenen Brief namentlich von sexuellen Übergriffen durch Kuhn berichteten, war der "Maestro" nicht mehr zu halten. Inzwischen hat er all seine Funktionen mit sofortiger Wirkung zurückgelegt. Mit Bernd Loebe wurde auch bereits sein Nachfolger bestellt. Der Deutsche tritt sein Amt mit 1. September 2019 an.