Er hat die Serie erfunden und jahrzehntelang als Showrunner für die Entwicklung der Handlungsstränge und den Einbau aktueller sozialer und politischer Themen gesorgt. Dass das deutsche Fernsehpublikum über  Migration, Obdachlosigkeit, Aids, Schwulenehe, Neo-Nazis diskutiert hat, ist auch ihm zu verdanken.

Dass die ARD nun das Kult-Format einstellen will, hat Hans W. Geißendörfer (77) offenbar tief getroffen: gemeinsam mit seiner Tochter Hana Geißendörfer, die seit 2015 als Co-Produzentin der Serie fungiert, hat er auf Twitter scharfen Protest gegen das Aus für den Langzeiterfolg eingelegt: "Lindenstraße steht fürpolitisches und soziales Engagement, für Meinungsfreiheit, Demokratie, gleiche Rechte für alle und Integration, was in Zeiten von Rechtsruck und Ausländerfeindlichkeit wichtiger ist denn je", schrieben Hans und Hana Geißendörfer auf dem Kurznachrichtendienst: "Wir sind bestürzt und können nur unser Unverständnis zum Ausdruck bringen, dass die ARD es offenbar nicht mehr als ihre Aufgabe sieht, die Serie fortzusetzen, zu deren Kern es gehört, diese Haltung zu vertreten."

Der Sender hat Kostengründe für das Serien-Ende angegeben. Man verstehe, "dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der ARD geändert haben und Produktionen neu bewertet werden müssen", resümierte der TV-Direktor des ausführenden WDR, Jörg Schönenborn.

Fans haben allerdings bereits Alternativszenarien entwickelt, die ein Aus der "Lindenstraße" noch verhindern sollen - etwa eine Abwanderung ins Privatfernsehen oder gar zu einem Streaminganbieter wie Netflix. Letzterer will demnächst ohnehin in deutsche Serien investieren. Allerdings: Die Zielgruppe von Netflix ist deutlich jünger als das Publikum, das mit Mutter Beimer & Co. in die Jahre gekommen ist.