Gebrodelt hat es nicht im ersten Plenum nach der Sommerpause. Auch die Stärkung der Regionalprogramme ist ein gemeinsames Bekenntnis der Stiftungsräte: „Im Ziel sind wir uns einig, bei der Umsetzung gibt es noch einige Fragezeichen“, erklärte der steirische Stiftungsrat Klaus Poier. Geklärt ist hingegen der Streit um die sogenannte „Autonomie“ der Landesstudios. Poier wie auch Kärntens Siggi Neuschitzer forderten ja schon lange, „dass gewisse Absurditäten einer überholten Zentralbürokratie beseitigt und moderne Managementstrukturen geschaffen werden müssen“. Als Beispiel nannte Poier: „Will der Landesdirektor eine Prämie von 100 Euro auszahlen oder einen neuen Drucker anschaffen, muss er 17.000 Formulare in Wien ausfüllen.“ Durchgesetzt, denn: „Das ändern wir. Ich nenne es nicht Autonomie, sondern eine neue Landesstudio-Verantwortung“, versprach Generaldirektor Alexander Wrabetz.

Eine Rute stellte Lisa Totzauer, Channel-Managerin von ORF eins, beim Programmausschuss ihrem Generaldirektor ins Fenster. Nur der Rucksack fehlte auf ihrem Buckel, um die Altlasten noch drastischer darzustellen. Ohne Budgetumschichtungen sei ihr Handlungsspielraum viel zu klein, um vor der TV-Saison 2020/21 den Sender auf einen neuen Kurs zu bringen. Rund 83 Prozent des Programmgeldes seien bis dahin schon ohne ihr Zutun verplant. „Totzauer wirkt sehr ambitioniert, doch es fehlt mir die zeitliche Umsetzungsnähe“, monierte Heinz Lederer (SPÖ), „ich vermisse die ,Quick Wins'!“ Beim Umbau von ORF eins musste also selbst Wrabetz vage bleiben und verwendete Ausdrücke wie „Verbreiterung der Programmgenres“.

Totzauer will mit der Informationsschiene im Einser-Kanal irgendwann ab 2019 schon um 18 Uhr beginnen (darin geht auch das bisherige ZIB-Magazin auf); die von Wrabetz gewünschte ZIB 21 um 21 Uhr ist somit vom Tisch. Bei der Wochenendausgabe der ZIB 2 ist nun fix, dass sie ab Mitte Jänner jeweils sonntags von 21.50 bis 22.10 Uhr läuft, präsentiert von Neuzugang Martin Thür. Was den geplanten News-Flash „Zehn vor zehn“ betrifft, der mit Bundesland-Nachrichten aus dem jeweiligen Landesstudio kommen soll (werktags vor der ZIB 2 um 21.50 Uhr), kommt es erst zum Austesten der Pilotsendungen. Als Jahresbudget wurden vier Millionen Euro errechnet. „Es darf keine Zusammenfassung von ,Bundesland heute' sein, sondern muss zusätzliche Qualität bieten“, erklärte Herwig Hösele (ÖVP).

Einstimmig bestellt hat der Stiftungsrat einen neuen Landesdirektor für Tirol: Mit Robert Unterweger hat sich Wrabetz für den „Troubleshooter“ vor und während der Tiroler Landtagswahlen entschieden, der schon im Frühjahr zum interimistischen Chefredakteur ernannt worden war. Unterwegers Selbstbewusstsein war es dann auch, das kurz Unruhe in den sonst sachlichen Stiftungsrat brachte: Er verwies auf die künftige Tiroler Erfolgsvision („Weniger Häuptlinge, mehr Indianer!“). Was als Rezept für die ORF-Spitze von mancher Seite gesehen wurde. Wo die Entscheidungsstruktur komplizierter geworden ist!