Mariasdorf im Südburgenland. Ein dem Restösterreich unbekanntes 1500-Seelen-Dorf, das mit beschaulicher Einöde nicht gerade geizt. Die spätgotische Pfarrkirche, die nie fertiggestellt wurde, leuchtet als Wahrzeichen von Weitem. Sie wirkt viel zu mächtig für die Gegend. In dieses „ursprüngliche“ Dorf hat es ORF-Reporterin Nina Horowitz für die neue ORF-Dokureihe „Ein.Blick“ verschlagen. Sie habe dort, erzählt sie, „ins Leben hineingeschaut“. Etwa in jenes von Rosa, Seniorchefin der Dorfdiskothek „Little London“, wo sich einmal die Woche die einsamen Herzen bei einem Singletreff näherkommen – oder auch nicht. „Männer muss man zappeln lassen, bevor sie die Dame ihres Herzens erobern dürfen“, sagt Rosa einmal. Oder Unikat und Unternehmer Franz, der einerseits ganzjährig Christbaumschmuck produziert und andererseits Schalter für die Rüstungsindustrie – für ihn geht sich beides aus. Warum, das hat er Horowitz erzählt.

Acht Folgen, acht Orte: Ab 31. August zoomt die neue Dokureihe jeweils freitags ab 21.20 Uhr in gut 35 Minuten quer durch Österreich auf Alltagsuniversen – zeigt die Mikrokosmen Glocknerstraße, Gänsehäufel, Böhmischer Prater, Oberüberlut-Alpe im Vorarlberger Walsertal oder bleibt mit der Kamera nah an jenen Menschen, die im Schichtbetrieb das Telefon abheben, wenn irgendjemand in Wien den Notruf 133 wählt.

Zu Gast im Böhmischen Prater.
Zu Gast im Böhmischen Prater. © ORF

Diese Dokus nehmen sich als Alternative zum Twitter-Gewitter „ganz viel Zeit, hinzuschauen und zuzuhören“, sagt ORF-TV-Direktorin Kathrin Zechner, um dann die Geschichten von Menschen „in ihrer Umgebung“ zu erzählen. Ein Besuch in Milieus, der vom Einzelnen Rückschlüsse aufs Große ermöglicht.

Dafür haben Peter Liska, NinaHorowitz, EdMoschitz, SabineZink und CarolineHaidacher mit ihren kleinen Teams rund zwölf Tage lang gedreht. Eine durchaus großzügige Angelegenheit im Fernsehbusiness. „Wir inszenieren nichts“, sagt Sendungsverantwortlicher Peter Liska. Soll das Format in die Fußstapfen von Elizabeth T. Spiras „Alltagsg’schichten“ treten? Elemente ihrer Reportagen lägen auf der Hand. Aber: „Wir bemühen uns, es anders zu machen“, sagt er. Nämlich mit Bildern, die ins „Universumhafte“ gehen, und mit Zeitraffer- und Makroaufnahmen.

Die Biografien in den Biotopen wolle man „selbsttragend erzählen“. Das heißt: Bis auf wenige einleitende Sätze bleiben die Dokus unkommentiert. Gerhard Klein, ORF-Hauptabteilungsleiter Religion und Wissenschaft, konkretisiert: „Es ist keine Themen- oder Geschichtenfindung. Wir suchen Orte.“ Und die Menschen dazu. ORF-2-Channel-Manager Alexander Hofer ortet „Ein.Blick“ als ein gutes Beispiel dafür, was ORF 2 künftig „sein will und sein wird“: „immer auf Augenhöhe, nie despektierlich“.