Die heimische Filmbranche ist im Ungleichgewicht: Das zeigt der erste, heute präsentierte "Film Gender Report", der vom Österreichischen Filminstitut und dem Bundeskanzleramt 2017 in Auftrag gegeben wurde. Umgesetzt von Forscherinnen des Instituts für Soziologie der Universität Wien, wird der Filmszene darin "eine deutliche Geschlechterungerechtigkeit" attestiert.

Konkret wurde dabei der Zeitraum 2012 bis 2016 untersucht. Auf Basis der Daten von Förderstellen, Filmfestivals, der entsprechenden Kinoproduktionen sowie der Filmakademie Wien, will man mit dem Bericht eine fundierte Ausgangslage für die Diskussion anbieten. Berücksichtigt wurden dabei nicht nur Kino-, sondern auch Fernsehfilme und Serien.

Mehr Förderung für Männer

Demnach gingen 80 Prozent der Herstellungsförderungen im genannten Zeitraum an Projekte, bei denen Männer für Regie, Produktion oder Drehbuch verantwortlich zeichneten. Niedrige Förderbeiträge wurden zudem überproportional häufig an Vorhaben mit hohem Frauenanteil in den Stabstellen vergeben. Nur im Bereich Weiterbildung gingen mehr Förderungen an Frauen als an Männer. Auch zeigt sich über alle Bereiche hinweg ein deutlicher Gender Pay Gap, wobei hier Frauen, die im Fernsehfilm bzw. bei Serien beschäftigt waren, nochmals stärker benachteiligt waren als im Kinosektor.

Nur 14 Prozent der Kinofilme wurden von mehrheitlich weiblichen Filmteams umgesetzt, im Regiesessel saßen Frauen nur bei jedem fünften Kinospielfilm. Auch bei der Darstellung von Frauen und Geschlechterrollen generell wurden vielfach typische Stereotype transportiert, so das Fazit im Bericht. In punkto Filmfestivals erkannte man zwar, dass zwei Drittel der Programmverantwortlichen weiblich waren, allerdings die Festivalleitung nur bei 39 Prozent in weiblicher Hand war. Die Gremien der Filmakademie Wien wiederum, die über Zulassungen entscheidet, war mehrheitlich männlich besetzt. Im Untersuchungszeitraum gab es 44 Prozent weibliche Studierende, allerdings nur zehn Prozent Professorinnen.

Bewusstsein schaffen

Den "Film Gender Report" will man künftig regelmäßig aktualisieren, um u.a. "Bewusstsein für Geschlechterungleichheiten und Transparenz von Gendereffekten zu schaffen". Zwar wurden erste wichtige Schritte in Richtung Geschlechtervielfalt bereits gesetzt, aber dennoch "besteht weiterhin Handlungsbedarf", so die Autorinnen. Gleiche Leistung solle gleich vergütet werden, Vielfalt hinter der Kamera sei essenziell und Frauen wie Männer sollten die selben Chancen auf den Zugang zu Fördergeldern haben. Der nächste Report wurde für Ende 2019 in Aussicht gestellt.