Herr Kaiser, erst vor eineinhalb Jahren ist Ihr letztes Album erschienen. Seit drei Wochen ist ein Best-of Ihrer Schlager mit zwei neuen Nummern auf dem Markt. Warum dieses Tempo?
ROLAND KAISER: Auf meinen Livekonzerten hab ich festgestellt, dass wir einen Generationenverbund haben, der von den Großeltern über die Eltern bis zu den Enkelkindern geht. Logischerweise waren die Enkel aber noch nicht auf der Welt, als die Titel aktuell waren. Nun wollte ich gucken, ob man die Lieder von damals so arrangieren kann, als würden sie heute zum ersten Mal erscheinen. Nun ist es den Menschen überlassen, zu beurteilen, ob uns das gelungen ist oder nicht.

Wie ist es Ihnen bei der Arbeit im Studio ergangen?
ROLAND KAISER: Gut, es war ja meine Absicht. Mir kann man nichts oktroyieren, denn ich bin mein eigener Produzent. Es war spannend herauszufinden, ob man ein Lied wie „Santa Maria“ anders anfassen kann oder ob man aus „Schach Matt“ eine Ballade machen kann.

Gibt es einen Klassiker aus Ihrer Karriere, den Sie eigentlich lieber nicht mehr singen würden?
ROLAND KAISER: Eher nein, weil ich singe sie bei jedem Konzert. Ich habe mich einmal lange mit Paul Anka unterhalten und er muss, seit er lebt, „Diana“ singen. Es sagt, diese Nummer war sein Einstieg in eine große Karriere und sie erfülle ihn mit Dankbarkeit, nicht mit Langeweile oder Zorn. Genauso geht es mir auch. Wenn ich „Santa Maria“ singe, singe ich einen Millionenhit und warum sollte ich das nicht tun? Die Leute sind ja auch deswegen auf meinem Konzert. Natürlich wollen sie auch anderes hören, aber „Santa Maria“ muss schon sein. Und das kann ich auch verstehen.

Die Nummer „Joana“ kennen viele auch dank der Coverversion, die bei kaum einer Hüttengaudi fehlt. Darin heißt es: „Joana, du geile Sau (...), Joana, du Luder“. Musste man einst bei Ihnen nachfragen, ob man den Titel covern darf?
ROLAND KAISER: Wenn sie ein Lied inhaltlich nicht verändern, müssen sie gar niemanden fragen. Hier wurden nur Zusätze eingebaut und das ist o. k., solange der Originaltext unverändert bleibt.

Wie denken Sie über diese Version?
ROLAND KAISER: Ach, das Lied wurde gemacht für Leute, die sich in guter Laune befinden und gerne etwas rufen wollen. Kein Mensch würde so etwas aus einer Nummer machen, die keiner kennt.

Heuer im Sommer erlebte das Musical „Santa Maria“ in Wien seine Uraufführung. Ein harmloses Gute-Laune-Stück mit Ihren Hits. Im Oktober gastierte es in München, 2018 könnte eine Tournee folgen. Haben Sie es gesehen?
ROLAND KAISER: Nein, das interessiert mich nicht. Einerseits hab ich mit der Produktion nichts zu tun, andererseits hab ich die Kritiken gelesen. Außerdem arbeite ich mit einer Autorin an einem eigenen komödiantischen Musical. Nächstes Jahr fangen wir stressfrei an, daran zu schreiben.

Sie sind seit jeher ein sehr politischer Mensch. Wie geht es Ihnen nach der Bundestagswahl vom 24. September mit der deutschen Innenpolitik?
ROLAND KAISER: Ich hoffe, dass sich die Parteien, die derzeit Koalitionsverhandlungen führen, auf einen vernünftigen Weg einigen können. Täten sie dieses nicht und es gäbe Neuwahlen, würde das die AfD nur deutlich stärker machen. Ich vermute aber, dass sich die handelnden Personen darüber bewusst sind.

Bei „Ihrer“ Partei, der SPD, sind Sie nicht ausgetreten?
ROLAND KAISER: Nein, das wäre ja schade. Wenn man eine politische Idee wie die sozialdemokratische als grundrichtig empfindet, wäre es ja nicht opportun, bei jeder Problematik zu flüchten. Man muss gucken, dass sich die Partei erneuert, und diese Chance hat sie in der Opposition. Eine erneute Große Koalition einzugehen, wäre ein Fehler gewesen. Außerdem wäre in diesem Fall die AfD die größte Oppositionspartei gewesen.

Hierzulande stehen die Vorzeichen auf eine konservative Regierung aus ÖVP und FPÖ. Verfolgen Sie auch die österreichische Innenpolitik?
ROLAND KAISER: Natürlich, aber das zu beurteilen, steht mir nicht zu. Die Österreicher haben das gewählt und das ist ihr gutes Recht. Es gibt in Europa generell eine Bewegung in Richtung konservativer Parteien. Aber das ist wahrscheinlich normal, wenn sich die Bevölkerung von der Europäischen Union gegängelt fühlt. Wer Angst hat, die nationale Identität zu verlieren, denkt konservativer ...