Heute und morgen werden im Erste Campus beim Hauptbahnhof in Wien die 24. Medientage des Manstein-Verlags über die Bühne gehen. Das Motto „Vorwärts schauen“ klingt einmal recht neutral, doch, so wünscht es sich der Veranstalter, sollen der „Glaube an die Zukunft“ und der „Mut zur Veränderung“ dominieren.


In die medienpolitische Debatte hat sich am Dienstag auch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz eingebracht. Vor der Nationalratswahl am 15. Oktober gilt es unter Medienexperten als ausgemachte Sache, dass das neue Parlament ein neues ORF-Gesetz beschließen wird. „Bevor nur andere am ORF-Gesetz arbeiten, arbeite ich lieber mit“, sagte Wrabetz, ehe er in einem Hintergrundgespräch „12 Thesen für den Medienstandort Österreich“ ausschilderte. Der rot-weiß-rote Medienstandort sollte nach Wrabetz auf drei Säulen ruhen: Eigenständigkeit, Qualität. Vielfalt. Und man solle sich nicht in einem Klein-Klein aufreiben, sondern übergreifend zusammenarbeiten. Etwa wie es letzten Freitag passiert sei. Da organisierten die Bundesländerzeitung rund um die Kleine Zeitung sowie „Die Presse“ das einzige Dreiergespräch der in den Umfragen führenden Parteivorsitzenden und ORF III übertrug live.

Neue Player


Für Wrabetz ist das „Erfolgsmodell der westlichen Demokratien eng mit freien und vielfältigen Medien verbunden“, zu denen auch ein „starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk“ gehört. „Mit Google, Facebook und Co sind neue Player mit gigantischer Innovations- und Finanzkraft auf den Plan getreten. Sie dringen in nationalen Märkte ein und unterlaufen die Geschäftsmodelle der klassischen Medien“, so der ORF-Generaldirektor. Von den rund 540 Werbemillionen im Onlinebereich gehen 47 Prozent an Google und Facebook. Google und Facebook zahlen darüber hinaus nahezu keine Steuern in Österreich. Wrabetz: „Die europäische und die nationale Medienregulierung halten mit dieser Entwicklung nicht Schritt.“
Natürlich beklagt Wrabetz auch die Dominanz deutscher Medienkonzerne im österreichischen Privatfernsehen. „Die ProSiebenSat.1- sowie die RTL-Gruppe kontrollieren über insgesamt 16 Werbefenster schon rund 68 Prozent des TV-Werbemarktes.“

Wunsch: Mehr Spielraum

Beschränkungen des ORF haben nicht „den anderen österreichischen Playern genutzt, sondern nur das österreichische Medienökosystem geschwächt“, so Wrabetz.


Deswegen wünscht sich der Firmenchef mehr Spielraum für digitale Entwicklungen und auch Rahmenbedingungen, die nicht zulassen, dass sämtliche Sportrechte ins Pay-TV wandern. So wäre es für Wrabetz widersinnig, wenn das Land Steiermark mit öffentlichen Mitteln den Formel-1-Grand-Prix in Spielberg unterstützt, und zugleich müsste dann das Publikum zusätzlich zahlen.