"Das ist schon sehr bemerkenswert. Da trifft sich erstmals ganz offiziell ein Viertel der ORF-Stiftungsräte zu einer Klausur." Was für Verwunderung bei einem ORF-Spitzenmanager sorgt, ist eine für den 8. September von Matthias Limbeck, dem vom Land Salzburg delegierten ORF-Stiftungsrat, einberufenen "Bundesländerkonferenz der ORF Landes-Stiftungsräte" im Großen Sitzungssaal des ORF-Landesstudios Salzburg. "Ziel unseres Treffens ist es, die Bedeutung und Position der ORF-Landesstudios zu stärken".

Zur Präsentation von Unternehmensplänen sind eingeladen: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, Finanzdirektor Andreas Nadler, Online-Chef Thomas Prantner sowie Roland Brunhofer, der sich um die Regionalberichterstattung im nationalen Programm (etwa "Guten Morgen Österreich") kümmert und als kommender Channel-Manager von ORF 2 gehandelt wird.

Dass sich die von den Bundesländern entsendeten Stiftungsräte (sechs VP, zwei SP, einer FP-nahe) zusammenschließen, hängt mit der vorjährigen Bestellung der ORF-Geschäftsführung zusammen. Auf die westösterreichischen VP-nahen Stiftungsräte Alfred Geismayr, Josef Resch und Limbeck wurde massiver Druck ausgeübt, um ja Richard Grasl zu wählen. Mit im Hosensack geballter Faust und hörbarem Zähneknirschen folgten sie der von VP-Generalsekretär Werner Amon vorgezeichneten Parteilinie. Vier Wochen später, bei der Bestellung der ORF-Direktoren, verweigerten sie die Gefolgschaft. Das setzte sich dann bei der Abstimmung über die Gebührenerhöhung fort. Eine treibende Kraft bei der Emanzipation der Länderstiftungsräte von den SP- und VP-„Freundeskreisen“ (je 13) ist der Kärntner Siggi Neuschitzer, der dem freiheitlichen Lager angehört.

Der Steirer Klaus Poier, Verfassungsjurist an der Universität Graz und seit zwei Jahren Mitglied des Stiftungsrats, sagte gestern zur Kleinen Zeitung, man solle in diese Zusammenkunft „nichts hineingeheimnissen“, es sei doch sinnvoll, „wenn alle im ORF zusammenarbeiten, die guten Willens sind“. Es sei sinnvoll, gemeinsame Interessen auszuloten. Interessant, wer von dieser Klausur offiziell nicht verständigt wurde: Thomas Zach, Chef des VP-„Freundeskreises“.