Vielen Österreichern gilt er als der Vermittler österreichischer Zeitgeschichte schlechthin. In die Annalen der Medienpolitik hat er sich als Initiator des Rundfunk-Volksbegehrens eingetragen. Fraglos ist er der bedeutendste Journalist der Zweiten Republik. Und auch in Sachen Schwammerl ist er Experte: Hugo Portisch wird am Sonntag 90 Jahre alt, was nicht zuletzt der ORF kräftig feiert.

Der breiten Öffentlichkeit wurde Hugo Portisch als Chef-Kommentator des ORF-Fernsehens bekannt. Wie kein Zweiter beherrscht er bis heute die Kunst, komplizierte Sachverhalte in einfachen Worten zu erklären und Wissen mit hoher Kompetenz, aber ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln. Die ausladende Gestik, mit der er stets seine Analysen unterstrich, wurde zum Markenzeichen. Zwei Generationen haben von Portisch gelernt, Zeitgeschichte zu verstehen und Ereignisse rund um den Globus zu bewerten.

Unumgänglich sind in dem Zusammenhang seine Fernsehserien "Österreich II" und "Österreich I", mit denen der Journalist zur Inkarnation eines kollektiven österreichischen Geschichtsbewusstseins wurde. 2013 wurde auf ORF III die Neuauflage von "Österreich II", technisch und inhaltlich aktualisiert, ausgestrahlt. Im Jahr 2005 lieferte Portisch mit der vierteiligen Reihe "Die Zweite Republik - Eine unglaubliche Geschichte" ein "spätes Meisterstück öffentlich-rechtlicher TV-Kultur", so der ORF. Unvergessen sind auch - vor allem in den Sechziger- und Siebziger-Jahren, als Berichte aus fernen Ländern noch selten waren - seine außenpolitischen Reihen "So sah ich ...", die ihn von Afrika nach Vietnam, von London bis Peking führten.

Der am 19. Februar 1927 in Preßburg geborene Hugo Portisch studierte in Rekordzeit Geschichte, Germanistik, Anglistik und Publizistik. Bereits 1948 begann er als Redaktionsaspirant der "Wiener Tageszeitung", zwei Jahre später wurde er Leiter der Außenpolitik. Nach einer Zwischenstation als Leiter des Österreichischen Informationsdienstes in New York begleitete Portisch in einem kurzen, aber historisch bedeutsamen Zeitraum Bundeskanzler Julius Raab als Pressesprecher bei Staatsbesuchen in den USA. 1955 holte ihn Hans Dichand, damals Chefredakteur, als Stellvertreter in den neugegründeten "Kurier". Nach Dichands Abgang aus der damals größten Tageszeitung wurde Portisch 1958 Chefredakteur.

Portisch war maßgeblicher Proponent des erfolgreichen Rundfunkvolksbegehrens, das in die Rundfunkreform unter Generalintendant Gerd Bacher mündete. 1967 wechselte er als Chefkommentator in den ORF - und wurde eines der Aushängeschilder der Bacher'schen Informationsoffensive.

Die Portischs
Die Portischs © ORF

Für seine Arbeit wurde Portisch u.a. mit dem Karl-Renner-Preis, dem Österreichischen Staatspreis, der Goldenen Kamera und dem Fernsehpreis "Romy" ausgezeichnet. Unter seinen zahlreichen Büchern befindet sich auch durchaus unpolitisches: 1989 verfasste er zusammen mit seiner Frau Gertraude den Band "Pilzesuchen - ein Vergnügen".

Seine im Vorjahr präsentierte Autobiografie "Aufregend war es immer" ist anlässlich des beachtlichen "Runden" ergänzt und neu aufgelegt worden. Zuletzt hat er mit "Leben mit Trump - ein Weckruf" eine aktuelle Betrachtung des Umbruchs in den USA und dessen internationale Folgen vorgelegt.