Der scheidende Salzburger ORF-Landesdirektor Roland Brunhofer hat am Dienstagabend bei einer Feier Abschied von Kunden und Wegbegleitern genommen und dabei nicht mit Kritik an der Politik, aber auch am Journalismus gespart. Brunhofer wurde bei der ORF-Wahl auf Wunsch der regierenden Landes-ÖVP abgelöst, da er als SPÖ-nahe gilt. "Heute passe ich nicht mehr und daher muss ich gehen", sagte er dazu.

Die Frage nach seiner beruflichen Zukunft im ORF beantwortet Brunhofer derzeit mit "Ich weiß es nicht". Es gebe Gespräche mit dem Generaldirektor, erklärte er im APA-Gespräch. "Dem will ich nicht vorgreifen."

Vor den geladenen hochkarätigen Werbekunden skizzierte Brunhofer die Erfolge seines Landesstudios in den vergangenen fünf Jahren. Das Frühstücks-TV "Guten Morgen Österreich" gehe ebenso auf eine Salzburger Idee zurück wie die Show "Neun Plätze neun Schätze". Die - soeben wieder aufgezeichnete - Advent-Show "Zauberhafte Weihnacht im Land der Stillen Nacht" sei ein internationaler Erfolg. Wirtschaftlich gilt der Salzburger Standort der ORF-Führung als Best-Practice-Modell.

Brunhofer dankte laut der Austria Presseagentur vorliegendem Redetext Kunden und Mitarbeitern für diese gemeinsamen Errungenschaften. "Warum wird der Trainer einer Mannschaft abgelöst, die gerade den Meistertitel errungen hat?" fragte er dann und rechnete in seiner Antwort mit dem Proporz-System ab. "Vor fünf Jahren bin ich nicht nach Salzburg gekommen, weil ich der Beste bin, sondern weil ich damals gepasst habe", blickte er zurück auf seine Bestellung, als noch die SPÖ die Landeshauptfrau stellte. "Heute passe ich nicht mehr, und daher muss ich gehen. Zugegeben, es konnte niemand damit rechnen, dass ich in dieser Funktion versucht habe, meine Arbeit zu verrichten."

"Überzeugter Sozialdemokrat"

Er sei oft gefragt worden, "welches Problem ich mit dem Landhauptmann (Wilfried Haslauer, ÖVP Anm.) hätte, und ich habe stets geantwortet, ich habe kein Problem" - Brunhofer hob dabei die Wörter "ich" hervor. "Ich bin unheimlich stolz, in einem Land zu leben, in dem man im 21. Jahrhundert endlich offen über seine sexuellen Neigungen sprechen kann, ich bin aber gleichermaßen entsetzt, dass ich im selben Land zur selben Zeit noch immer nicht offen sagen darf, dass ich ein überzeugter Sozialdemokrat bin", so der Direktor weiter.

Er sei nicht Mitglied der SPÖ, habe aber aus seiner Grundhaltung und seinen Werten nie ein Hehl gemacht. Und wenn jemand in einer Demokratie ein Problem mit anderen Weltanschauungen als der eigenen habe, "erfüllt es mich mit Sorge", meinte er, "denn das Gegenteil von Demokratie ist diktatorisch und totalitär".

Die Journalisten - wohl, wenn auch ohne Namen zu nennen, auch jene im ORF - nahm Brunhofer in die Pflicht: Sie müssten "Eitelkeit" hintanstellen und die Berichterstattung am Publikum orientieren. Zu schnell würden die Medien politische Lösungssuche als "Streiterei" brandmarken. "Der Journalist verkürzt, und das erzeugt immer öfter den Eindruck, es gäbe einfache Lösungen, nur sind unsere gewählten Volksvertreter zu dumm, sie zu finden."

"Teile des Journalismus" könnten "an der Zersetzung der Demokratien beteiligt" sein, fürchtet er. "Es kann nicht sein, dass wir frühmorgens mit einer Politikerverarschung beginnen und spätabends in einem politischen Verhör enden. In der Zwischenzeit gewinnt man den Eindruck, als würde es in der Politik nur noch Korruption, Idioten und Verbrecher geben." Dafür aber habe zumindest er noch keinen "wissenschaftlichen Beweis" erhalten.