Die Wahrheit ist links oben zu finden: Wer neben dem ORF-Logo eine HD-Kennzeichnung entdeckt, kann sich beruhigt zurücklehnen und muss keinen schwarzen Bildschirm fürchten. HD steht für High Definition – ein Qualitätsstandard, den ORF 1 und ORF 2 seit 2008 senden. Seitdem, 16 Jahre lang, wurde parallel dazu per Satellit das eigene Programm zusätzlich in SD-Qualität (Standard Definition) ausgestrahlt. Doch damit ist bald Schluss, noch heuer wird die SD-Verbreitung eingestellt. Termin für die Umstellung gibt es noch keinen, dem Vernehmen nach wird sie im Herbst umgesetzt.

Von der Maßnahme betroffen sind zwei Personengruppen: Zum einen gibt es im Land Menschen, die noch einen nicht HD-fähigen Fernseher beziehungsweise einen externen SD-Receiver verwenden und daher mit der Einstellung des SD-Satellitensignals keinen ORF mehr empfangen können. Sie müssen in ein neues TV-Gerät investieren. Wie viele Österreicher davon betroffen sind, ist nicht bekannt, weil die gängigen Marktforschungsmethoden dazu keine Auskunft geben. Tatsächlich dürfte die Zahl äußerst überschaubar sein, wie der ORF auf Nachfrage betont.

Ebenfalls handeln müssen jene TV-Zuschauer, die bei ihrem TV-Gerät unabsichtlich die SD-Kanäle des ORF eingespeichert haben. In diesem Fall reicht eine einfache Sendersuche und die Auswahl der HD-Kanäle, um sie auf den gewohnten Sendeplätzen zu speichern. Von der Umstellung überrascht soll niemand werden: Bevor diese in einigen Monaten schlagend wird, sollen Inserts als Dauereinblendung auf das anstehende SD-Aus informieren.

Hotline und Homepage

Wer unsicher ist, ob und was die SD-Abschaltung für den eigenen Haushalt bedeutet, findet auf der Homepage hd.ORF.at oder unter der kostenlosen ORF-HD-Info-Hotline 0800/700 123 zusätzliche Informationen und Hilfestellungen.

Mit dem Schritt steht der ORF nicht alleine da. ATV hat sich bereits im Vorjahr von SD verabschiedet, aktuell plant neben der BBC auch die ARD den Ausstieg. In Deutschland hatte die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten bereits 2020 die Abschaltung der SD-Verbreitung gefordert, 2025 soll der Prozess endlich abgeschlossen sein. Die Coronakrise und Rücksicht auf den dadurch aktuellen Informationsbedarf hatten die Maßnahme verzögert. Von den rund 16 Millionen Haushalten, die in Deutschland Fernsehen über Satellit empfangen, sollen laut deutschen Medienberichten im Vorjahr noch 1,1 Millionen SD-Empfang nutzen.

ORF folgt allgemeinem Trend

Beim ORF wurde die Abschaltung im vergangenen Dezember mit dem reichweitenschwächsten Fernsehsender begonnen: Das SD-Signal von ORF Sport+ wurde im Dezember eingestellt. Die Gründe der Maßnahme sind monetärer Natur: „Der Zeitpunkt für diesen Schritt ist gut gewählt und trägt zur Wirtschaftlichkeit in der Distribution bei“, kündigte der ORF den Schritt im aktuellen Jahresbericht an.

Der meistgenutzte Verbreitungsweg für Fernsehen ist in Österreich der digitale SAT-Empfang mit 53 Prozent, gefolgt von Kabel (42 Prozent) und Terrestrik (5 Prozent). HDTV ist eine seit Langem etablierte Technologie. Der erste europäische HDTV-Sender hieß Euro1080 und nahm vor 20 Jahren seinen Betrieb auf.

Anlass für die Einführung in Österreich war ein sportlicher: Seit der Fußball-Europameisterschaft 2008 im eigenen Land sendet der ORF hochauflösend. ARD und ZDF starteten zwei Jahre später ebenfalls mit einem Sportereignis: die olympischen Spiele in Vancouver.