Das Filmgeschäft und der Klimaschutz haben eine Gemeinsamkeit: Oft dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis Ergebnisse auf dem Tisch liegen. Was der Kabarettist Klaus Eckel mit Schauspieler und Neo-Autor Thomas Mraz („Risiken und Nebenwirkungen“) bereits im Jahr 2017 als Drehbuchidee entwickelte, kommt sieben Jahre später am Ostermontag mit dem Titel „Eigentlich sollten wir“ ins Fernsehen. Die locker-leichte Komödie über Umweltschutz und Ressourcenschonung, ersonnen noch vor Greta Thunbergs Schulstreiks und Fridays for Future, sei thematisch aktueller denn je, ist Kult-Regisseur Harald Sicheritz überzeugt: „Im Kern erscheint es mir noch richtiger als damals. Wenn man die Diskussionen herunterbricht auf eine Familie, und das ist es ja, was im Mittelpunkt dieses Filmes steht, zeigt sich, was mit einer Zelle wie es die Familie ist, passiert.“

Die Familie, das ist in dieser ORF-Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk zunächst einmal ein fröhliches Alltagschaos. Zu diesem gehört auch ein Plastiksaurier im Abfluss, der den Vater (gespielt von Mraz) über Umwege zum Aktivisten gegen den Konsumwahnsinn werden lässt, indem er die Gruppe „Parents against Krempel“ gründet. Auch weil er damit unfreiwillig der Karriere seiner Frau (Marleen Lohse) in die Quere kommt, ist die Aktivisten-Karriere eher turbulent.

Es gab mehrere Titelideen, der ist hängen geblieben, erzählt Mraz bei einem Interviewtermin. Das titelgebende Wort „Eigentlich“ ist für ihn etwas typisch österreichisches: „Wir leben in einer Gesellschaft, wo du permanent ,eigentlich´ was anderes tun solltest – weniger Autofahren, Fliegen, Plastik verwenden. Wir leben in einem permanenten Konjunktiv“. Die Möglichkeitsform brauchte es auch bei den Dreharbeiten: Coronainfektionen machten dem Filmteam im Herbst 2021 die Arbeit schwer. „Das war ganz sicher nicht einfach“, erinnert sich Sicheritz: „Wie Radfahren mit Gegenwind.“

Gegenwind ist auch ein Thema, wenn es um die Charakteristik der Debatten um zentrale Debatten unserer Zeit, sei es die Coronapandemie oder der Klimaschutz. „Das Problem ist, dass wir in einer Diskursgesellschaft leben, die sehr stark befördert, dass es einen Gewinner und einen Verlier geben muss in einem Diskurs“, beschreibt Mraz seine Beobachtung: „Und keiner will der Verlierer sein.“ Wie legt man in dieser hyperventilierenden, aufgeheizten Diskursatmosphäre eine Komödie über Umweltschutz an? „Unsere Idee war, dass jeder ein bisschen was lernt und sich ein bisschen bewegt“, suchten der 48-Jährige und Co-Autor Klaus Eckel das Versöhnliche.

Wie halten es Mraz und Sicheritz aber selbst mit der Krempel-Anhäufung? Der Schauspieler sagt von sich, wahnsinnig viel Krempel zu Hause zu besitzen, „aber auch 220 Sachen auf Willhaben“, betont er schmunzelnd, mittlerweile umgedacht zu haben: „Ich kaufe fast nichts mehr neu“. Gleich gar nicht viel angehäuft haben will der Wiener Regisseur: „Ich bin aufgewachsen, da waren wir zu fünft auf 65 Quadratmetern und wenn du da deine Sachen nicht zusammengehalten hast, dann waren sie weg.“ Heute besitze er „nur das Minimum.“