Die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid ist am Freitagvormittag lebend aufgefunden worden. Ein oberösterreichischer Polizist entdeckte sie stark unterkühlt unter einer Innbrücke in Braunau. Die Polizei bestätigte das Auffinden einer 53-jährigen Abgängigen gegenüber der APA. Laut „Kronen Zeitung“ handelt es sich um Föderl-Schmid. Sie wurde in ein Krankenhaus eingeliefert.

Am Donnerstag war im Inn in der Region Braunau eine große Suchaktion angelaufen, nachdem Augenzeugen eine Frau im Wasser gesehen haben. Knapp 100 Einsatzkräfte und ein Dutzend Boote waren im Einsatz. Wie die „Passauer Neue Presse“ mittlerweile bestätigte, handelte es sich bei der gesuchten Person um die stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“, Alexandra Föderl-Schmid. Die Zeitung beruft sich auf Polizeikreise. Vor Ort habe man das Dienstauto der Journalistin gefunden. Die Suche wurde in der Nacht vorerst abgebrochen und am heutigen Freitag fortgesetzt.

Plagiatsvorwürfe

Föderl-Schmid war in den letzten Tagen ins Rampenlicht geraten, nachdem Plagiatsvorwürfe bezüglich ihrer Doktorarbeit und auch journalistischer Beiträge laut geworden waren. Die Journalistin war aus dem operativen Geschäft abgezogen worden. Überdies war bekannt geworden, dass das rechtspopulistische Portal „Nius“ – bei dem unter anderen der einstige „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt an Bord ist – bei „Plagiatsjäger“ Stefan Weber bereits vergangenen Dezember eine Prüfung von Föderl-Schmids Dissertation in Auftrag gegeben hatte. Dieser warf der Journalistin „Plagiatsfragmente“ in ihrer Arbeit vor. 

Flowerrain statt Hass

In den vergangenen Wochen war es zu einer regelrechten hassgetränkten Kampagne gekommen, auch in den sozialen Netzwerken. Dort schlug die Stimmung nach Bekanntwerden der positiven Nachricht am Freitagvormittag um: Unter dem Hashtag „Flowerrain“ drückten zahlreiche Menschen ihre Wertschätzung für die Journalistin aus. Einer von ihnen war AMS-Chef Johannes Kopf:

In der Folge machten sich aber mehrere Stimmen für Föderl-Schmid stark. So auch das Frauennetzwerk Medien und der Presseclub Concordia: Sie bezeichneten Föderl-Schmid als „herausragende Journalistin“, die einer „unvergleichlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Hetzjagd“ ausgesetzt gewesen sei. „Die akkordierten Kampagnen von unverantwortlichen Boulevardmedien, Propaganda-Plattformen und selbst ernannten ‚Plagiatsjägern‘ sind gezielte Angriffe auf Qualitätsmedien, um kritische Berichterstattung zu verhindern oder unglaubwürdig zu machen“, hielten die beiden Organisationen fest.

Föderl-Schmid, geboren und aufgewachsen in Oberösterreich, arbeitete unter anderem 27 Jahre lang für den „Standard“, wo sie 2007 als erste Frau zur Chefredakteurin einer österreichischen Tageszeitung aufgestiegen war und diese Funktion bis 2017 ausübte. In die Rolle einer „Vorzeigefrau“ in der Medienbranche wollte sie nie gedrängt werden. Sie setzt sich als Verfechterin des Qualitätsjournalismus stets für klarere Regeln und gegen Verhaberung und Beißhemmung ein. Auch die willkürliche Inseratenvergabe vonseiten öffentlicher Stellen ist ihr ein Dorn im Auge. Mit ihrem Engagement trug sie nicht zuletzt maßgeblich zur Wiederbelebung des Österreichischen Presserats bei. Ihre Arbeit wurde unter anderem mit dem Kurt-Vorhofer-Preis und der Würdigung als „Goldene Medienlöwin“ ausgezeichnet.

2017 zog es sie ins Ausland, konkret nach Israel, wo sie für die „Süddeutsche Zeitung“ als Korrespondentin Beiträge lieferte. 2020 stieg sie zur stv. Chefredakteurin der renommierten Zeitung in München auf. In ihrer Zeit bei dem Blatt wurde u. a. eine Österreichseite in der SZ-Wochenendausgabe eingeführt.