Sie war ein hohes Tier in der amerikanischen Unterwelt. Kein Geringerer als der berüchtigte, kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar bezeichnete sie als den einzigen Mann, den er je fürchtete. Dabei war dieser „Mann“ eine Frau – eine Frau namens Griselda Blanco. Aufgewachsen in Kolumbien, fing die gebürtige Südamerikanerin in den 1970er-Jahren an, sich schrittweise ein Drogenimperium in Miami aufzubauen. Als gefürchtete Kartellchefin ging sie in die Kriminalgeschichte ein, prägte den Kokainschmuggel wie keine zweite. Nicht umsonst galt sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2012 als die „Godmother of Cocaine“. Auf Netflix wird der turbulente Lebensweg der taffen Gangsterlady, die nach dem Mord an ihrem Mafioso-Gatten nach Florida flüchtete, neuerdings in Serienform nacherzählt. Und das unter der Federführung eines Mannes, der sich mit Geschichten über Aufstieg und Fall, Mord und Totschlag, Liebe und Intrigen bestens auskennen sollte: Doug Miro, der Schöpfer der Erfolgsserie „Narcos“, die sich Pablo Escobar und seinem einflussreichen Medellín-Kartell angenommen hat. Wie ausgerechnet Blanco später den Kokainhandel des Kartells revolutionierte, zeigt in sechs durchaus spannenden Folgen nun „Griselda“.

In die Titelrolle schlüpft mit „Modern Family“-Star Sofía Vergara eine Frau, die man bislang wohl dem komödiantischen Fach zugeordnet hätte. Hier präsentiert sich das frühere Model von einer ganz anderen Seite, nahezu bis zur Unkenntlichkeit geschminkt. Genug Raum, um zu spielen, bleibt hinter den Bergen von Make-up und Prothesen aber trotzdem. Vergaras Darbietung besticht mit einem Mix aus brandgefährlichem Charisma und selbstbestimmter Girlboss-Attitüde, hinter deren harter Schale gelegentlich Momente von Verletzlichkeit aufblitzen. So unterhaltsam und mitreißend das alles aufgeschlüsselt sein mag, man wird das Gefühl nicht los, dass zu viel zu glamourös, ja beinahe verherrlichend, inszeniert wurde.

„Griselda“ ist auf Netflix zu sehen.

Bewertung: ●●●○○