"Shelter" ist ein wichtiger Begriff für Maryam Farhang. 1983 während des Ersten Golfkriegs geboren, war ihre Kindheit in Teheran geprägt von Luftschutzsirenen und – wie sie in einem Text zu ihrem Projekt "Chaos, Mauer, Maria am Kreuz" schreibt – von Zeichentrickfilmen, von denen viele von Müttern handelten, die nicht zu ihren Kindern nach Hause zurückkehrten.

"Shelter", Schutz, boten damals Keller, "in die wir aber meist nicht gegangen sind". Ein spezieller Schutzraum wurde für die Schülerin bald die Kunst: "Damals wie heute finde ich hier ein Ventil und einen Ausweg aus dem Chaos, das mich umgibt." Ein Kunststudium in Teheran folgte, "über aktuelle Tendenzen mussten wir uns natürlich über Bücher und andere Medien informieren".

Das Aufwachsen unter zwar nicht materiell, aber psychologisch höchst prekären Verhältnissen und nicht weniger das in einer von Männern dominierten Gesellschaft prägen die Kunst von Maryam Farhang. Diese handle immer auch von ihrer Rolle als Frau, von ihrem Körper, vom weiblichen Körper, den viele Männer als ihr Eigentum betrachteten. Sie habe "eigentlich keine Wahrnehmung meines Selbst, meines Körpers oder meiner Gefühle".

Ein im Rahmen einer Residency des Landes Steiermark im Grazer Schaumbad entstandenes großformatiges Bild in Form eines umgekehrten Kreuzes zeigt ein Boot in bewegter See, darüber schwebt ein kopfloser weiblicher Körper. Das sei nicht zuletzt unter dem Eindruck eines "Ehrenmords" an einer 17-Jährigen entstanden: "Das wird in meiner Heimat immer noch geduldet und kaum geahndet."

"Waves Come, Waves Go!" war der Titel einer beeindruckenden, von Farhangs Landsmann Keyvan Paydar kuratierten Ausstellung im Grazer Schaumbad. Wasser bildete in den gezeigten Arbeiten "die wandelbare, unstabile Basis" (Farhang) für im doppelten Wortsinn traumhafte Bilder mit Gegenständen, Blumen, Tieren, selten Menschen. Begleitet von eigenen Gedichten, manche von haikuartiger Knappheit: "Schreiben und Malen gehen Hand in Hand, mit Poesie kann ich Wirklichkeit verwandeln." Eine Methode, der man sich in einer auf vielen Ebenen unfreien Gesellschaft fast zwangsläufig bedienen müsse: "Die Frage nach Selbstzensur ist stets präsent."

Maryam Farhang. Ab 7. April, Galerie Transit. Bürgergasse 11, Graz, galerietransit.at