Die Aussicht ist düster bis betrübt, wie sie britische Band „The Cure“ in ihrem wenig charmanten Schlaflied „Lullaby“ skizziert. So viel sei gesagt: An Schlaf ist nicht mehr zu denken, der Spinnenmann nähert sich gemächlich, weil siegessicher. Dem vor Angst gelähmten Opfer bleibt nur mehr die grausige Erkenntnis: „The Spiderman is having me for Dinner Tonight“. Na, dann Mahlzeit. Und? Haben Sie jetzt schon Gänsehaut? Möglicherweise eher ja denn nein, da Arachnophobie, also die Angst vor Spinnen, sehr verbreitet ist. Erstaunlicherweise muss man sagen, da die Konstellation Opfer und (vermeintlicher) Täter eher ungewöhnlich ist. Also proportional gesehen die Liga von Elefant gegen Stechmücke. Aber gegen diese irrationale Angst ist kein Kraut gewachsen, nicht auszudenken, es befände sich darauf auch noch ein Spinnennetz!

Die Spinne, sie entzieht sich seit jeher dem klassischen Täterschema: Rückzug statt Angriff, lautlos statt lärmend. Sie wartet auf die perfekte Gelegenheit auf einem Konstrukt, das beinahe unsichtbar ist. Zarte Fäden, gewoben mit tödlicher Präzision. Alles irgendwie in der Schwebe und nur schwer fassbar. Nicht zu vergessen: die Geduld, mit der sie ans Werk geht. Das ruft seit jeher Freund wie Feind auf den Plan. "Tsuchigumo" etwa, wird in der japanischen Mythologie eine riesige Erdspinne genannt – eine willkommene blutrünstige Darstellerin auf diversen Holzschnitten. Bei den Hopi hingegen ist die „Spinnengroßmutter“ als Heilerin und Ratgeberin wohlbekannt.